Kreis Lippe . Für Günter Weigel, Geschäftsführer der Lippe Tourismus & Marketing GmbH (LTM), ist es das vorrangige Ziel, die touristische Infrastruktur der lippischen Städte und Gemeinden weiterzuentwickeln. Dies hat direkte Auswirkungen auf den lippischen Handel. Denn die Umsatz-Kurve, die durch Touristen in Lippe generiert wird, geht steil bergauf. Was das genau bedeutet und wie Touristen weiterhin in die Region geholt werden sollen, erklärt der Marketingexperte.

MMM-OWL: Lippe ist eine Region mit hohem Freizeitwert – was zeichnet Lippe genau aus?

Günter Weigel: Das Besondere an Lippe ist, dass es hier vielfältige Sehenswürdigkeiten gibt. Es ist möglich, sich durch ein abwechslungsreiches Angebot über mehrere Tage hinweg hier aufzuhalten. Die meist besuchten Orte, Hermannsdenkmal und Externsteine, sind dabei längst noch nicht alles. Wir haben hier auch Burgen, Schlösser, den Schiedersee , historische Stadtkerne in Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo und vieles mehr. Unsere Aufgabe ist es, diese verschiedenen Ziele aufzuzeigen, sei es als einzelne Ausflugsmöglichkeit oder aber auch in Kombination mit mehreren Orten. So können sich die Besucher bereits im Vorfeld ihrer Reise orientieren.

Wie viele Tages- und Übernachtungsgäste kommen pro Jahr nach Lippe?

Wir haben ungefähr 13 Millionen Tagesgäste und mehr als 400.000 Übernachtungsgäste. Die Übernachtungsgäste multipliziert man mit der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer, so dass wir aktuell bei insgesamt 1,6 Millionen Übernachtungen landen.

Welche Umsätze werden dabei generiert?

Die Umsätze für die lippischen Einzelhändler, das Gastgewerbe und die Dienstleister liegen aktuell bei über 600 Millionen Euro.

Ist in den vergangenen Jahren ein Trend zu erkennen?

Im Jahr 2019 hatten wir ein Rekordjahr, dort wurden 588 Millionen Euro umgesetzt – und daran orientieren wir uns natürlich. Im ersten Pandemiejahr gab es einen Einbruch auf 403 Millionen Euro. Seitdem befinden wir uns wieder in einem sehr positiven Trend. Die Umsätze für die Einzelhändler, das Gastgewerbe und die Dienstleister sind entsprechend gestiegen. Im Jahr 2022 konnte das Rekordjahr 2019 nicht ganz erreicht werden, mit mehr als 577 Millionen Euro lagen wir jedoch in Reichweite.

Von den Ausgaben der Touristen im Kreis Lippe profitieren vor allem das Gastgewerbe, der Einzelhandel und auch die Dienstleister. Grafik: pr/LTM/Oliver Wendtland

Wer profitiert von den Touristen genau?

Das sind viele einzelne Akteure. Falls die Besucher am Bahnhof ankommen, merken es bereits Taxiunternehmen, die die Reisenden zum Beispiel ins Hotel bringen.  Die Menschen, die hier übernachten, müssen frühstücken. Davon profitiert schon der Landwirt, der Getreide anbaut und es weiterverkauft, damit es von Bäckern als Mehl für Brötchen verarbeitet werden kann. Nach dem Frühstück gehen die Menschen vielleicht in die Innenstadt, trinken dort einen Kaffee. Dort kaufen sie in einem Geschäft eventuell noch ein neues Paar Schuhe oder einen Mantel. Das ist ein einfaches Beispiel, das zeigt, welche positive Auswirkungen der Tourismus auf die lokale Wirtschaft hat.

Wo kommen die Gäste genau her?

Die Tagesgäste sind aus Ostwestfalen-Lippe. Die Fernreisenden sind aus dem Ruhrgebiet, Rheinland und aus den Niederlanden sowie Belgien – das sind ganz klar unsere Zielgruppen. 

Eine der Hauptattraktionen für Tagestouristen und auch Kurgäste in Bad Salzuflen oder Horn Bad Meinberg: Ein Ausflug zu den Externsteinen lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Foto: Christian Bendig

Aus welchen Gründen kommen sie in die Region?

Die Gründe sind vielfältig. Lippe ist als Gesundheitsregion bekannt, allen voran durch Bad Salzuflen und Horn-Bad Meinberg. Darüber hinaus sind das Hermannsdenkmal und die Externsteine überregional sehr bekannt. Das ist eine gute Ausgangslage. Seit 2022 ist Lippe als eine von sieben Regionen in Deutschland mit dem Prädikat „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet worden. Das ist das Ergebnis eines jahrelangen, gemeinschaftlichen Entwicklungsprozesses. Das Wandern in der Region ist für viele Touristen längst ein Motiv, hier her zu kommen. Durch eine gute Infrastruktur ist es für diese beispielsweise möglich, eine Wanderung im Teutoburger Wald mit einem Besuch der Detmolder Innenstadt zu verbinden. Daneben haben wir das Radfahren in den Fokus gerückt und daran gearbeitet, das Angebot digitaler Radrouten zu erweitern. Unser Ziel ist es, ein Angebot über Kommunengrenzen hinweg zu gestalten, um ganz Lippe zu verbinden. 

Welche Projekte gibt es für die nächsten Jahre?

Das Thema Nachhaltigkeit wird uns in Zukunft intensiv beschäftigen. Die gesamte touristische Servicekette sowie Management, Organisation und Angebotsgestaltung werden dabei beachtet. Es geht etwa um digitale Besucherlenkung, die Stärkung des ÖPNV, darum, regionale Erzeuger und Produkte in die touristische Servicekette einzubinden. Wir möchten uns als gesamte Region Ostwestfalen-Lippe nachhaltig zertifizieren lassen. In dieser Größenordnung wird das einzigartig in Deutschland sein.