Lemgo. Dieser Tage wurde auf dem Innovation Campus in Lemgo ein Prototyp des sogenannten „ModuHaus“ vorgestellt. Das Besondere: Die Elemente, aus denen eine solche 12 Quadratmeter große Unterkunft besteht, lassen sich in nur 13 Minuten herstellen. Am Einsatzort sind sie dann schnell montiert und aufgebaut. Das „ModuHaus“ soll eine Alternative zu sonst üblichen Zelte sein, die zudem einen besseren Schutz bietet.

Das Projekt der nachhaltigen Notunterkünfte wurde im Wintersemester 2021/2022 von Studierenden des TH-OWL-Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen der Holzindustrie entwickelt und soll in einer automatisierten Produktion münden.

Globale Krisen als Triebfeder für Innovation

Weltweit auftretende Katastrophen-, Krisen- oder Konfliktsituationen unterschiedlichster Art verlangen nach innovativen Lösungen, um Menschen in Not möglichst schnell, kosteneffizient und nachhaltig Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe forscht und arbeitet seit mehreren Semestern auf Hochtouren an einer automatisierten Produktion vor Ort.

Projekte wie diese haben besonders in der heutigen Zeit hohe Relevanz und helfen dabei, Lösungsansätze für die Dimensionen der Flüchtlingspolitik zu erarbeiten. Die Ausmaße der Flüchtlingsproblematik werden jährlich in einem „Mid-Year Report“ der Vereinten Nationen festgehalten. Laut UNHCR galten im Jahr 2024 weltweit 120 Millionen Menschen als zwangsvertrieben.

Mit den steigenden Flüchtlingszahlen sind Herausforderungen in Bezug auf internationalen Schutz und humanitäre Hilfe verbunden. Menschen, die aufgrund einer Notsituation ihre Heimat zurücklassen mussten, stehen unmittelbar vor der Herausforderung, grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Schlaf und sicheres Wohnen zu erfüllen. Notunterkünfte sollen den Geflüchteten als Schutzraum eine erste bewohnbare und sichere Umgebung bieten. Dabei kann die Gestaltung der Unterkunft dazu beitragen, eine unterstützende Umgebung für ein gutes Zusammenleben zu schaffen.

Insgesamt ist die Bereitstellung einer angemessenen Unterkunft also nicht nur eine humanitäre Notwendigkeit, sondern auch ein entscheidender Schritt zur Erfüllung weitreichender Bedürfnisse und zum eigenständigen Leben der Schutzsuchenden.

Gute Alternative zu Zelten

„Zurzeit ist oft das Zelt das Mittel der Wahl“, berichtete Professor Dr. Andreas Deuter, Prodekan der Fachbereichs Produktions- und Holztechnik im Rahmen der Präsentation des Prototyps auf dem Innovation Campus Lemgo. Das Zelt habe jedoch Grenzen. Für ihn seien daher die nachhaltigen und robusteren Schutzhütten eine ergänzende Alternative. „Es freut mich, dass dieses Projekt hoffentlich aus Lemgo hinaus in die Welt getragen wird.“

„ModuHaus“: Die nachhaltigen und robusten Schutzhütten sind als Alternative zu sonst oft üblichen Zelten gedacht.

Auch Professor Dr. Stefan Witte, TH-OWL-Vizepräsident für Forschung und Transfer, begrüßte alle Anwesenden und gratulierte den Studierenden, Professor Dr. Adrian Riegel und dem gesamten Fachbereich zu dem Projekt. „Ihr alle seid Botschafter für die ganze TH OWL“, betonte er. Der Vizepräsident lobt zudem die Denk- und Arbeitsweise der Projektgruppe: „Ich finde es immer wieder spannend, dass die ganze Kette bedacht wird. Was sind die Grundanforderungen? Was muss man tun, damit man solche Schutzhütten eben nicht nur in Deutschland umsetzen und bauen, sondern auch in Krisengebieten eine mobile Produktion und damit Wertschöpfung etablieren kann? Was sind dort die Rahmenbedingungen? Das ist Arbeiten an realen Herausforderungen.“

Alle diese Rahmenbedingungen musste Professor Riegel gemeinsam mit seiner Projektgruppe bedenken. Seinen Angaben zufolge stelle der Transport zum Einsatzort sowie das Bewegen der mobilen Schutzhütten noch eine Herausforderung dar. „Auf Sand wird es unmöglich, die Anlage aufzubauen oder das „ModuHaus“ zu bewegen – auf festerem Untergrund wird dies kein Problem sein“, erläuterte Riegel.

„Durch die Arbeit an dem Projekt verbinden wir Theorie und Praxis miteinander“ Masterstudent Arne Benecke

Masterstudent Arne Benecke ist der Meinung, dass die Bedeutung nachhaltiger und effizient produzierbarer Notunterkünfte aktuell besonders wichtig ist. Er erzählte, dass er nun schon seit dem Sommersemester 2024 mit seiner Projektgruppe an dem „ModuHaus“ arbeite. „Ich persönlich finde es gut, dass wir durch die Arbeit an dem Projekt Theorie und Praxis miteinander verbinden konnten. Zu Beginn war die gesamte Idee sehr weit weg, doch nach gewisser Zeit haben wir uns eingearbeitet, und die Visionen der Schutzhütten nahmen immer mehr Form an.“