Herford. An der Digitalisierung kommen Unternehmen heute nicht mehr vorbei. Doch für viele, besonders kleinere, Firmen stellt die digitale Transformation eine große Herausforderung dar. „Selbst die meisten Betriebe des Mittelstands können sich keine eigenen Digitalisierungsabteilungen oder -beauftragten leisten“, weiß Lukasz Wisniewski, Leiter des Studiengangs „Digital Management Solutions“, kurz DiMS genannt.

Der sechssemestrige Bachelor-Studiengang am BildungsCampus Herford ist im Fachbereich Elektrotechnik und Technische Informatik der TH OWL angesiedelt und soll den Studierenden sowohl betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Methoden als auch Grundlagen der Technik und Informatik vermitteln.

Die Studierenden erwerben Software-Skills, angewandte Kenntnisse des Managements und Marketings genauso wie wissenschaftlicher Methoden und ihre Anwendung im betrieblichen Kontext – und damit ein weitreichendes Verständnis für digitale Prozesse und ihre gesellschaftliche Wirkung.

Praxisnah: Studierende arbeiten mit in Unternehmen

Dabei, so unterstreicht Wisniewski, gestaltet sich das Studium sehr praxisnah: Unternehmen aus der Region sind im Beirat des Studiengangs und stellen Praxisprojekte zur Verfügung. Bereits im dritten Semester arbeiten die Studierenden an realen Herausforderungen, die gemeinsam mit den Unternehmensvertretern und der Unterstützung von Dozierenden angegangen werden.

„So können auch Personen, die bisher in keinem Arbeitsverhältnis stehen, Einblicke in die Arbeitswelt nehmen. Zudem erhalten die Unternehmen neue Perspektiven auf die bestehenden Herausforderungen und können möglicherweise Lösungsansätze entwickeln, die ihnen zuvor nicht bekannt waren.“

„Jedes Unternehmen sollte Mitarbeitende in diesen Studiengang schicken, um althergebrachte Filter aufzubrechen.“ Maria Röhrig, Unternehmerin 

Spannend macht den Studiengang auch der bunte Altersmix. Hier sitzen Abiturienten Seite an Seite mit Mitarbeitenden aus regionalen Betrieben, die sich am BildungsCampus Herford weiterbilden und die digitale Transformation so in die Betriebe tragen.

Zu ihnen gehört Maria Röhrig. Der 51-jährigen Inhaberin eines kleinen Möbelunternehmens in Herford, Mutter und langjährig Selbständige, fehlte bisher ein akademischer Abschluss zu den langjährigen Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung. „Der DiMS-Studiengang hilft mir in der Weiterentwicklung und stößt Denken an. Früher habe ich viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen, jetzt kann ich methodisch arbeiten. Das ist eine gute Kombination.“

Gerade in den praktischen Projekten zeige sich, dass viele Mitarbeitende in den Unternehmen Angst vor den neuen digitalen Entwicklungen haben – auch in den Führungsebenen, beobachtet sie. „Ich finde, jedes Unternehmen sollte Mitarbeitende in den Studiengang schicken, um althergebrachte Filter aufzubrechen. Auch von der Diversität des Studiengangs, in dem sich Teilnehmer aus unterschiedlichen Unternehmen treffen, profitieren alle.“

Praxis ab dem ersten Jahr

Die Praxisnähe begeistert auch Arved Sachau, der wie Maria Röhrig im sechsten Studiensemester bereits an seiner Bachelorarbeit schreibt. Der Studiengang DiMS sei wie ein „Rundumschlag“ in Digitalisierung, IT, Management und Entrepreneurship. Im Rahmen eines Praxisprojekts bei einem Lackhersteller aus der Region, das über mehrere Semester ging, hat Arved Sachau gemeinsam mit anderen eine Checklisten-App entwickelt sowie einen Remote-Service aufgesetzt, mithilfe einer Augmented-Reality-Brille und einer Team- Viewer-Software.

Damit könne ein Techniker einem Kunden bei Störungen schneller helfen und Anweisungen geben. „So muss der Techniker zukünftig nicht mehr zwingend vor Ort bei dem Kunden arbeiten. In meiner Bachelorarbeit gehe ich jetzt der Frage nach, wie man diesen Service erfolgreich vermarkten kann“, schildert Arved Sachau die konkreten Anwendungen des Wissens aus dem DiMS.