Porta Westfalica . Die Weite der Logistikhallen ist erstaunlich. Beim Blick nach rechts öffnet sich eine lange Flucht, deren Dimensionen nicht abzuschätzen ist. Die Dimensionen vor 100 Jahren waren ganz andere. Gründer Wilhelm Schäferbarthold und zwei Familienmitglieder begannen an der Königsstraße mit dem auf Bowdenzüge spezialisierten Vertrieb. Daraus erwachsen ist ein international tätiger Großhändler für Autoteile mit mehr als 400 Mitarbeitern.

Blickt man aus dem Büro des Geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Christian Schäferbarthold , der 1999 als 30-Jähriger gemeinsam mit seinem damals 32 Jahre alten Bruder Wolfgang Schäferbarthold in die Geschäftsleitung einstieg, wird die Größe des stetig erweiterten Unternehmenssitz in Porta deutlich.

Kein Wunder, dass für die langen Wege in den Hallen Fahrräder der Marke Peugeot, Machart solide und langlebig, zur Verfügung stehen. An ihnen findet man auch noch das Produkt, mit dem das Unternehmen die ersten Umsätze generierte – eben jenen Bowdenzug. Stichwort, Peugeot. Für die zum weltweiten Autokonzern Stellantis gehörende Marke bietet der Autoteile-Großhändler Originalteile an. Ebenso für die Stellantis-Marke Citroën. Zur Markenwelt zählen auch Teile für die deutschen Fabrikate VW und Porsche sowie BMW und Mercedes-Benz.

Seit vielen Jahrzehnten ist Schäferbarthold auf der Automechanika mit einem Stand vertreten. Hier ein Stand aus 2008. Foto: pr/Schäferbarthold

Mit Teilen für Opel, Ford und Renault bedient Schäferbarthold die Nachfrage von insgesamt neun Marken. Neben den Originalersatzteilen von den Herstellern vertreibt Schäferbarthold darüber hinaus Ersatzteile seiner Eigenmarken OE Cult, OE Fit und Caripar. Außerdem handelt das Unternehmen mit Teilen namhafter Hersteller. Im Fachmarkt am Erbeweg finden Kunden Zubehör und Ersatzteile über die deutschen und französischen Hersteller hinaus. Unabhängig von der Automarke gibt es im Fachmarkt für jedes Problem die passende Lösung.

Winfried Schäferbarthold (links) und Bruder Volker Schäferbarthold retteten das Unternehmen. Foto: pr/Schäferbarthold

Insgesamt vier Generationen haben diese Markenvielfalt, die in über 70 Länder exportiert wird, aufgebaut. Aber die Unternehmensgeschichte ist alles andere als frei von Rückschlägen und Brüchen. Auch nicht von Zerwürfnissen und erst recht nicht frei von Krisen. Davon berichtet offen die, rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum am 1. April von der Lübbecker Historikerin Dr. Petra Spona fertiggestellte, Firmenchronik.

Straßenansicht des Stammhauses von Schäferbarthold am Frankenring, um 1930. Foto: pr/Schäferbarthold

Diese erzählt aber auch die Geschichte eines Unternehmens, das sich immer wieder aus Krisen herauskämpfte und durch das richtige Gespür für den Markt, Innovationen, den Mut zur Veränderung sowie vor allem durch entschlossene Mitarbeiter zu einem Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern wuchs.

Drei dieser Mitarbeiter sind Georg Bechthold, Ernst Everding und Heinrich Traue. Anfang der 1970er-Jahre, als es dem Unternehmen trotz guter Umsätze schlecht ging, waren sie in leitenden Positionen tätig. Das Trio unterstützte die Brüder Winfried und Dr. Volker Schäferbarthold dabei, den langjährigen Chef Hermann Schäferbarthold in den Ruhestand zu verabschieden. Hermann Schäferbarthold übernahm die Firma 1942 und führte sie durch die schwierigen Jahre des Zweiten Weltkrieges, die Beschlagnahmung des Firmensitzes durch die Briten nach Kriegsende und durch den Aufschwung in den Wirtschaftswunderjahren.

Die Herren der Familie Schäferbarthold, Ostern 1949, v. l.: Volker, Hermann, Wilhelm und Winfried. Foto: pr/Schäferbarthold

Hermann Schäferbartholds Maxime, „Organisieren heißt Ordnen“, wurde dem Unternehmen aber beinahe zum Verhängnis. Denn die Zeiten wurden dynamischer, aber die Entscheidungswege waren durch das hohe Maß an innerbetrieblicher Organisation zu lang. Aus der Zeit unter der Führung von Hermann Schäferbarthold bleibt trotzdem sehr viel Gutes. Die Entwicklung zu einem weltweit tätigen Unternehmen, die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern, der Ausbau der Ausbildung und Innovationen. Übrigens waren die bemalten Blumenvasen aus Fürstenberger Porzellan für den VW-Käfer Hermann Schäferbartholds Idee. Aus dem Kultauto waren sie nicht wegzudenken. Wohl auch deshalb stattete VW den Nachfolger „New Beetle“ im Jahr 2011 schon ab Werk mit einer Vase am Armaturenbrett aus.

Meinungsverschiedenheit zu einem Grundstücksgeschäft führt zum Bruch bei Schäferbarthold

Auch zwischen Hermann Schäferbarthold und seinem Vater, dem Firmengründer Wilhelm Schäferbarthold, kam es zu einem Bruch. Der Gründer führte die Firma, in der zu Beginn neben ihm zwei Familienmitglieder arbeiteten, erfolgreich auf die Größe von 72 Mitarbeitern. Weil aber Wilhelm Schäferbarthold ein Grundstücksgeschäft zur Erweiterung des Firmensitzes am Frankenring, der heutigen Ringstraße, hinter Herman Schäferbartholds Rücken verhinderte, untersagte der neue Geschäftsführer der Belegschaft, geschäftliche Informationen an seinen Vater weiterzugeben.

Den größten Raum am Firmensitz am Erbeweg in Porta Westfalica nehmen die weiten Logistikhallen mit ihren modernen Lagersystemen in Anspruch. Foto: pr/Schäferbarthold

Der Standort an der Ringstraße wurde Ende der 1970er-Jahre zu klein. Zunächst wurde die Logistik mangels Alternativen in Minden nach Porta Westfalica an den heutigen Firmensitz verlegt. 1982 zog die Verwaltung ebenfalls um – ein weiterer Grundstein für Wachstum. Denn am Erbeweg hat das Unternehmen bis heute ausreichend Flächenreserven. Ein Beleg für die Weitsicht der Brüder Volker und Winfried Schäferbarthold, die den Großhändler aus der Krise heraus und in neue Sphären führten.

Justus Schäferbarthold (von links), Henri Schäferbarthold, Paul Schäferbarthold, Dr. Christian Schäferbarthold und Wolfgang Schäferbarthold bilden aktuell die Unternehmensspitze. Foto: pr/Schäferbarthold

1999 gab es wieder eine Zäsur. Jedoch keinesfalls aufgrund eines Streits innerhalb der Führung. Winfried Schäferbarthold verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit. Mit Dr. Christian Schäferbarthold und Bruder Wolfgang übernahm die vierte Generation. Und die fünfte, mit Paul, Justus und Henri Schäferbarthold, steht möglicherweise schon bald bereit.