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Mit Leidenschaft in die Zukunft: TH OWL stellt Weichen für Wandel
Der Jahresempfang der TH OWL steht im Zeichen der Strukturreform. Mitglieder des Präsidiums berichten über die vollzogenen, aktuellen und anstehenden Entwicklungen.
Geehrte und Laudatorinnen beim TH-OWL-Jahresempfang 2025: (von links) Professor Stefan Witte, Nils Isendahl, Professor Klaus Maas, Professorin Uta Pottgiesser, Nathalie van Walgraven, Professorin Yvonne-Christin Knepper-Bartel, Volker Steinbach, Mattes Schürfeld und Professor Michael Minge. Foto: TH OWL
Lemgo. Der Jahresempfang ist eine feste Größe und ein besonderes Ereignis im Veranstaltungskalender der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL). Entsprechend groß war der Andrang im Audimax des Hauptgebäudes. Neben Hochschulangehörigen waren kürzlich auch zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik sowie aus Kammern und Verbänden nach Lemgo gekommen.
In seiner Jahresansprache ließ TH-OWL-Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl die vergangenen zwölf Monate an allen drei Campi und den beiden Lernorten aus Sicht der Hochschule Revue passieren und referierte über Zahlen, Daten und Fakten – insbesondere die Ausführungen zur aktuellen Strukturreform.
Wie einen Staffelstab übernahmen die weiteren Mitglieder des Präsidiums das Mikrofon und berichteten über die vollzogenen, aktuellen und anstehenden Entwicklungen. Auch der Weg zur Weiterentwicklung des Campus Höxter wurde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die „neue TH OWL“
„Was treibt uns an, wie sieht die zukünftige Entwicklung einer Hochschule aus“, fragte Präsident Krahl mit Blick auf die Umstrukturierung. „Wir wissen, das ist ein Spannungsfeld.“ Er betonte zugleich, dass der Prozess, an dessen Ende eine „neue TH OWL“ stehen werde, einzig und allein der Zielgruppe gewidmet sei – den Studierenden.
Zudem gehe es vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und wachsender Konkurrenz darum, das Profil der TH OWL zu schärfen, ihre Attraktivität weiter zu erhöhen und den Studienerfolg zu stärken. Das schulde die Hochschule auch ihren Partnerunternehmen in der Region, die dringend auf gut ausgebildete junge Fachkräfte angewiesen seien.
„Das gelingt uns auch mithilfe der Campusvereine, die wir in Detmold und Lemgo etablieren konnten. In Mindengibt es den RailCampus OWL e.V., und die Stadt holt Angebote für ein Science-to-Business Center ein.“ Auch am Lernort Herford, wo der Bachelorstudiengang Digital Management Solutions angeboten wird, gehe es voran. „Ein Campusverein dort ist nun angestoßen“, berichtete Professor Krahl.
„Der Standort Höxter bleibt erhalten!“ Prof. Dr. Jürgen Krahl
Ferner hob der TH-OWL-Präsident unmissverständlich hervor: „Der Standort Höxter bleibt erhalten!“ Trotz eines attraktiven Studienangebots sind die Studierendenzahlen dort rückläufig. Aktuell haben sich 109 neue Erstsemester (Stand 9. Oktober) in die insgesamt neun Studiengänge eingeschrieben. Ein Blick auf die Bachelorstudiengänge zeigt einen Rückgang von 98 (2024) auf nun 82 Personen.
Die Entwicklung der letzten Jahre liege weit hinter den Erwartungen zurück. Daher sollen die Studiengänge aus Höxter perspektivisch nach Lemgo und Detmold verlagert werden, nachdem ein neues Nutzungskonzept entwickelt wurde. Ein Zeitplan sei in Arbeit, die Studierenden würden mit ausreichend Vorlauf informiert.
Strukturreform betrifft die gesamte TH
Auch die Hochschulgremien stehen hinter dem eingeschlagenen Weg der Strukturreform, die nicht nur Höxter, sondern die ganze TH OWL betrifft. „Neben den Fachbereichen – aus derzeit zehn werden zum Stichtag 1. Januar 2026 sieben neue –, betrifft die Strukturreform auch die Hochschulverwaltung. Das ist ein Riesenprojekt“, sagte TH-OWL-Kanzlerin Nicole Soltwedel. „Die Verwaltung ist in diesem Veränderungsprozess eine wichtige und aktive Partnerin.“
Vizepräsidentin Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel ergänzte: „Unsere Hochschule ist auf dem Weg Richtung Zukunft. Doch das geht nur, wenn alle mit anpacken. Wir arbeiten intensiv am Qualitätsmanagement in der Lehre. Es geht uns nicht nur um Auslastung und Effizienz, sondern viel mehr um innovative Lehrformate und Interdisziplinarität.“
„Gemeinwohl Campus“ entsteht in Höxter
Zudem treibe man das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) voran. Die Hochschule gehe noch einen Schritt weiter: „Wir verbinden Nachhaltigkeit und Partizipation zum Gemeinwohl. Diese Entwicklung passt besonders zu der Region um Höxter, die eine Vorreiterrolle in der Gemeinwohlökonomie hat“, so Knepper-Bartel weiter. Daher sei es naheliegend, im Zuge des jetzt entstehenden Konzepts den Sustainable Campus zu einen „Gemeinwohl Campus“ weiterzuentwickeln. „Dabei zählen wir auf die Mitwirkung der gesamten Region. Jeder ist willkommen, sich in dieses dynamische Konzept einzubringen.“
Professor Krahl fügte hinzu: „Unsere Zukunft entsteht nicht durch Strukturen, sondern durch Leidenschaft – für unsere neue TH OWL.“ Klaus Böhme, stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrates, fand in seiner Ansprache deutliche Worte: „Die Strukturreform verfolgt das Ziel, unsere Hochschule zukunftsfähig aufzustellen, die Qualität von Forschung und Lehre zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen wie internationalen Kontext zu stärken.“ Dabei gelte es, den Dialog mit allen Beteiligten zu suchen und mit Widerständen konstruktiv umzugehen.
Attraktiv sein für die Fachkräfte von morgen
Um für die Fachkräfte von morgen attraktiv zu sein, brauche es, so Böhme, neben qualifizierten Lehrenden und gut ausgestatteten Laboren auch eine funktionierende kommunale Infrastruktur und das Engagement der Städte, sich als attraktive Hochschulstandorte zu präsentieren.
„Die Entscheidung, einzelne Studiengänge von Höxter nach Detmold und Lemgo zu verlagern, wurde nach sorgfältiger Abwägung und unter Berücksichtigung der wenig ermutigenden Ergebnisse der Corvey-Machbarkeitsstudie getroffen. […] Uns ist bewusst, dass dieser Schritt mit erheblichen Veränderungen für die betroffenen Standorte verbunden ist. Widerstand und kritische Stimmen sind dabei Ausdruck der Verbundenheit mit dem Standort Höxter – sie verdienen Respekt und einen offenen Dialog. Argumentationslinien und Aktionen, die die TH OWL als Ganzes angreifen und ihre Reputation beschädigen, helfen jedoch nicht, konstruktive Lösungen zu finden. So wird man nicht für Studierende und Studierwillige interessant, so gefährdet man Zukunft“, unterstrich Böhme.
Die TH OWL setze auf Transparenz, Mitwirkung aller Beteiligten und ein gemeinsames Ringen um die besten Wege. „Dem darf man sich dann allerdings auch nicht verweigern, wie das derzeit in Höxter außerhalb unserer Hochschule leider der Fall ist. Die vorschnelle und aus unserer Sicht unnötige Standortgarantie durch die Ministerin hat in der Öffentlichkeit Erwartungen geweckt, die den realen Rahmenbedingungen nicht gerecht werden. Solche Zusagen sollten erst nach sorgfältiger Prüfung und in enger Abstimmung mit der Hochschule erfolgen, um Vertrauen und Planungssicherheit zu gewährleisten.“
Der Jahresempfang bot ferner den feierlichen Rahmen für Auszeichnungen. Den Jahrespreis der Hochschulgesellschaft erhielt in diesem Jahr Mattes Schürfeld aus dem Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung. Überreicht wurde die Auszeichnung von Volker Steinbach, Präsident der Hochschulgesellschaft. Schürfeld engagiert sich seit Jahren mit außergewöhnlicher Konstanz für die Studierendenschaft und das hochschulpolitische Leben. Als Vorsitzender des Studierendenparlaments prägte er maßgeblich die Reform der Satzung der Studierendenschaft, stärkte die Social-Media-Präsenz und initiierte hochschulpolitische Diskussionsformate. Zudem organisierte er die Bundesfachschaftstagung 2023 und war an den Kollektivtagen 2024 beteiligt.
Lehrpreis für Professor Dr. Michael Minge
Mit dem Lehrpreis der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe wurde in diesem Jahr Professor Dr. Michael Minge vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Minge steht für eine Lehre, die Studierende in den Mittelpunkt stellt und sie individuell fördert. Seit seiner Berufung 2020 entwickelt er didaktische Konzepte, die auf Dialog, Motivation und praxisorientiertes Lernen setzen. Offen für neue Technologien, fördert er einen reflektierten Umgang mit digitalen Werkzeugen und gestaltet seine Lehre als gemeinsamen Lernprozess.
Professor Dr. Klaus Maas erhält Forschungspreis
Der Forschungspreis 2025 ging an Professor Dr. Klaus Maas, der die TH OWL seit 2009 mit seinem interdisziplinären Wirken prägt. Maas, Professor für Umweltinformationssysteme, verbindet Ingenieurwissenschaft, Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf beispielhafte Weise. Als Gründungsdirektor des Zukunftszentrums Holzminden-Höxter (ZZHH) entwickelte er Strategien zur Klimaanpassung im ländlichen Raum, darunter praxisnahe Konzepte zur Sturzflutvorsorge. Internationale Projekte, etwa in Südafrika und der Mongolei, zeugen von seiner globalen Perspektive.
DAAD-Preis für Nathalie van Walgrave
Den DAAD-Preis für ausländische Studierende erhielt Nathalie van Walgrave. Die Doktorandin forscht im Arbeitskreis Angewandte Biochemie an der TH OWL in Kooperation mit der Universität Limerick an der Entwicklung kosmetischer Wirkstoffe aus Nebenströmen der Agrarindustrie – ein Projekt, das wissenschaftliche Exzellenz mit Nachhaltigkeit verbindet. Neben der Forschung engagiert sie sich in internationalen Entwicklungsprojekten und in der lokalen Gemeinschaft in Lippe.
Studierende ehren Sebastian Schütte
Der Preis der Studierendenschaft ging an Sebastian Schütte, der als zentrale Stütze der Technikausleihe im Fachbereich Medienproduktion gilt. Urlaubsbedingt nahm seine Kollegin Carolin Krallmann die Auszeichnung von Nils Isendahl, Vorsitzender des AStA, entgegen. Seinen Dank übermittelte Schütte in einer launigen Videobotschaft. Mit großem Einsatz modernisierte er das Ausleihsystem, führte ein benutzerfreundliches Buchungsportal ein und sorgt dafür, dass Studierende mit professioneller Technik arbeiten können.