Minden . Schon als Schüler half Bernd Fricke in der Firma seiner Eltern und bekam früh mit, was Unternehmertum bedeutet. Im Interview spricht er über aktuelle Herausforderungen und seine Art der Unternehmensführung.

Herr Fricke, beginnen wir mit einer klassischen Schlussfrage. Wie würden Sie das Unternehmen Fricke in wenigen Worten beschreiben?

Sehr gerne. Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen mit schlanken Entscheidungsprozessen, agieren sehr kundenorientiert und sind vor allem sehr wettbewerbsfähig. Das sind die Kernpunkte, die uns in meinen Augen auch zu einem sehr attraktiven Arbeitgeber machen.

War ihr Weg ins Familienunternehmen auch durch Ihre Ausbildung vorgezeichnet?

Ich habe meine Eltern täglich erlebt, wie sie ihr Leben dem Unternehmen widmeten. Und damit ist man groß geworden. Das hat meine beiden Brüder und mich geprägt und den Weg vorgezeichnet. Früh kannten wir hier jede Schraube. Nach der Schule habe ich zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher in einem Messtechnik-Unternehmen absolviert. Anschließend habe ich Maschinenbau in Lemgo studiert.

Sie erwähnten gerade ihre beiden Brüder.

Sie sind etwas älter als ich und sind seit 2019 nicht mehr im Unternehmen tätig. Gemeinsam haben wir in den Jahren davor unheimlich viel auf den Weg gebracht. Sie haben Fricke in seiner heutigen Form stark mitgeprägt.

Sie stehen allein an der Spitze des Unternehmens. Wie verstehen Sie Führung?

Wir sind nicht so sehr auf den zentralen Chef ausgerichtet, der in jede Entscheidung involviert ist. Vielmehr haben wir eine sehr starke ‚zweite Reihe‘, die sehr viel Eigeninitiative und Verantwortung übernimmt. Das macht es einfach.

Aber es gibt doch sicherlich auch schwierige Phasen?

Natürlich. Man musste auch mal mutige Entscheidungen treffen. Auch, wenn der eine oder andere vielleicht hoffte, dass die Entscheidung anders ausfällt. Aber wir können zum Glück auf die motivierten Mitarbeiter bauen, die diese dann mittragen. Und das finde ich hier vor: Ein Team mit vielen langjährigen Mitarbeitern, die hier seit 30 Jahren an diesem Standort ihre bestmögliche Leistung bringen und ihre berufliche Heimat gefunden haben.

Ines Fricke arbeitet zusammen mit Ehemann Bernd Fricke in der Unternehmensführung. MMM-OWL-Foto: Bendig
Ines Fricke arbeitet zusammen mit Ehemann Bernd Fricke in der Unternehmensführung. MMM-OWL-Foto: Bendig

Sie sprechen von mutigen Entscheidungen. In der Wirtschaft hört man andauernd das Wort Krise.

Generell sollte man Krise als Chance verstehen. Das ist eine Frage des Mindsets. Wir alle leben in einem Umfeld, das sich mit immer größerer Geschwindigkeit verändert und komplexer wird. So, als hätte jemand permanent den Fuß auf dem Gaspedal, ohne dass der Motor in den Drehzahlbegrenzer kommt.

Wie wirken Sie als Inhaber entgegen?

Was gegenwärtig passiert, damit muss man als Maschinenbauer ständig umgehen. Wir versuchen, diese komplexere Welt nicht mit komplizierten, sondern mit vernünftigen Lösungen dann eben auch in den Griff zu bekommen.

Offenbar schafft Ihr Unternehmen das sehr erfolgreich.

Wir sitzen in einer kleinen Nische. Natürlich müssen wir uns auch gegen Wettbewerber behaupten. Weil wir in Deutschland produzieren, schaffen wir das nicht über den Preis, sondern durch unsere bessere Technologie und Qualität. Das sind die Herausforderungen, denen wir begegnen.

„Das ist wie mit einem Auto. Ohne Inspektion und Ölwechsel, oder dass man auch mal ein neues Getriebe braucht, wird das Auto auch keine 30 Jahre halten.“ Bernd Fricke

Wie blicken Sie in die kommenden zehn bis 20 Jahre?

Schließlich sind ihre Anlagen Investitionsgüter. Unsere Anlagen sind auf eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren ausgelegt. Und nicht jede neue Anlage wird von Fricke sein. Aber eine bestehende Anlage lässt sich nicht so einfach aus dem Produktionsumfeld des Kunden herauslösen. Und sie benötigt alle 10 bis 15 Jahre eine Überholung, schließlich haben wir technologische Weiterentwicklungen und die Anlage von vor 40 Jahren besitzt nicht alle Eigenschaften und Fähigkeiten, die eine Anlage von heute hat. Dieses Geschäft betreiben wir auch. Das ist wie mit einem Auto. Ohne Inspektion und Ölwechsel, oder dass man auch mal ein neues Getriebe braucht, wird das Auto auch keine 30 Jahre halten.

Das 155-jährige Firmenjubiläum wurde bei Fricke Abfülltechnik stilvoll gefeiert. MMM-OWL-Foto: Bendig
Das 155-jährige Firmenjubiläum wurde bei Fricke Abfülltechnik stilvoll gefeiert. MMM-OWL-Foto: Bendig

Das bedeutet, die Aussichten sind gut?

Ein klares Ja. Für den Markt, in dem wir führend sind, wird ein jährliches Umsatzwachstum von acht Prozent prognostiziert. Den Fakt, dass die Babyboomer in absehbarer Zeit in Rente gehen, kann die Automatisierung kompensieren. Durch die Prozessdigitalisierung ermöglichen wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden.

Wieviel Stolz schwingt mit, wenn man ein 1870 gegründetes Unternehmen in eine positive Zukunft führen kann?

Es ist zumindest ein sehr gutes Gefühl. Wir stehen auf dem Fundament, das meine Eltern damals aufgebaut haben. Auf sie und ihre Leistung bin ich sehr stolz. Daraus zieht man Motivation. Und die Verantwortung, dass man das Unternehmen erfolgreich weiterführt, weil wir drei Brüder durch unsere Eltern die Möglichkeit bekamen, Entwicklungen mit neuen Ideen voranzutreiben.

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