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Wie der digitale Produktpass die Möbelbranche verändern kann
Beim Branchentreffen in Köln wird deutlich: Der digitale Produktpass ist nicht nur bürokratische Auflage, sondern Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und Kundennähe.
Referierten und diskutierten über den digitalen Produktpass (von links nach rechts): Alexander Rhetz (Otto), Jan Kurth (VDM/VHK), Christoph Attila Kun (BASF), Nina Stock (BMWE), Dirk Krupka (Häcker Küchen), Olaf Plümer (DCC), Alexander König (GS1 Germany), Patrick Sönke (Integrated Worlds) und Thomas Rödding (Narravero). Foto: VDM/VHK
Köln. Bei einer Branchenveranstaltung der Verbände der Deutschen Möbelindustrie in Köln haben Expertinnen und Experten über den digitalen Produktpass (DPP) diskutiert und die damit verbundenen Chancen beleuchtet. Unter dem Titel „Perspektivwechsel beim digitalen Produktpass – Mehr Chance als Regulatorik für die Möbelbranche“ standen die potenziellen Mehrwerte entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Fokus.
Der digitale Produktpass, der im Rahmen der EU-Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) eingeführt wird, soll voraussichtlich von 2030 an für jedes Möbelstück wichtige Informationen etwa zu Komponenten, Materialien, Reparierbarkeit, Ersatzteilen und fachgerechter Entsorgung bereitstellen.
„Wir möchten dazu beitragen, dass die Möbelbranche den digitalen Produktpass nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern vor allem als strategisches Werkzeug für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung begreift“, sagten Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der Deutschen Möbelindustrie, und Olaf Plümer, Geschäftsführer des Daten Competence Center (DCC), zur Begrüßung der rund 80 Teilnehmenden im Hochhaus der Koelnmesse.
„Wer den digitalen Produktpass klug einsetzt, spart nicht nur Kosten, sondern gewinnt Märkte, Kunden und Vertrauen.“ Nina Stock, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Nina Stock, Oberregierungsrätin im Referat Digitalisierung/Industrie 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, erläuterte die Chancen für Unternehmen aus der Möbelbranche, die sich durch den digitalen Produktpass als Schlüssel zu mehr Transparenz, Effizienz und nachhaltigen Geschäftsmodellen ergäben. „Der digitale Produktpass wird kommen. Wer ihn heute klug einsetzt, spart morgen nicht nur Kosten, sondern gewinnt Märkte, Kunden und Vertrauen.“
Zu der Branchenveranstaltung im Kölner Messehochhaus kamen rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Foto: VDM/VHK
Digitaler Produktpass: Einführung ab 2027
Über den aktuellen Stand der Umsetzung auf EU-Ebene informierte Franziska Zibold, Referentin in der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission. Die Einführung des digitalen Produktpasses erfolgt gestaffelt und beginnt mit großen Batterien ab Februar 2027. Ab Ende 2027 werden sukzessive weitere Produktgruppen integriert.
Die Kommission plane technische Leitfäden für die Registrierung von digitalen Produktpässen sowie Open-Source-Tools, die Unternehmen bei der Erstellung und Validierung von digitalen Produktpässen unterstützen sollen, berichtete Zibold in ihrem Online-Vortrag.
Der bei BASF für die Einheit „Digital Data Chain“ (digitale Datenkette) verantwortliche Produktmanager Christoph Attila Kun zeigte auf, dass sich mithilfe des digitalen Produktpasses nicht nur Produktinformationen automatisiert für die Kunden bereitstellen, sondern auch das innerbetriebliche Informationsmanagement und der Austausch mit Lieferanten effizient gestalten lassen.
Gezielteres Marketing, verbesserter Service
Anhand von Beispielen aus der Möbel-, Textil- und Kosmetikbranche verdeutlichten Thomas Rödding, Chief Executive Officer der Narravero GmbH, und Dirk Schroeder, Senior Sales Executive bei Narravero, „dass der digitale Produktpass ein gezielteres Marketing und einen verbesserten Service ermöglicht“.
Wie sich Unternehmen aus der Konsumgüterbranche auf die Einführung des digitalen Produktpasses vorbereiten, erläuterte Alexander König, Senior Manager Sustainability bei der GS1 Germany GmbH. Anhand von Praxisfällen zeigte er, welche Chancen sich für Transparenz, Kreislaufwirtschaft und Kundenerlebnis bieten.
Aus Sicht des Handels beschrieb Alexander Rhetz, Head of Quality and Compliance Management bei Otto, warum Insellösungen nicht ausreichen werden und wie übergreifende Ansätze zur Integration in bestehende Prozesse aussehen könnten.
Darüber hinaus stellte das Konsortium Furniture-X Ansätze zur gemeinsamen Bewältigung der Herausforderung vor. Die Initiative Furniture-X, in der sich Teilnehmer aus Industrie, Handel und Digitalwirtschaft engagieren, widmet sich der konkreten Umsetzung des digitalen Produktpasses in der Möbelbranche.
Peter Jürgens, Chief Information Officer der Polipol-Holding und Vorstandsvorsitzender des Daten Competence Center, machte auf die Chancen des digitalen Produktpasses aufmerksam: „Größer denken ist jetzt möglich.“ Foto: VDM/VHK
Patrick Sönke, Managing Director der Integrated Worlds GmbH, und Peter Jürgens, Chief Information Officer der Polipol-Holding und DCC-Vorstandsvorsitzender, berichteten über Wege zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Industrie und Handel und über die Weiterentwicklung hin zu kreislauffähigen Geschäftsmodellen.
Möbelhersteller: Gesetzgeber muss schnell Klarheit schaffen
In der Diskussion mit den Teilnehmenden kam der dringende Wunsch der Möbelhersteller zum Ausdruck, vom Gesetzgeber so schnell wie möglich Klarheit über die detaillierten regulatorischen Anforderungen an den digitalen Produktpass zu erhalten.
Die Branche brauche rasch eindeutige Richtlinien, um die Vorbereitungen entsprechend auszurichten, hieß es gleich mehrfach aus dem Publikum. „Wir als Möbelverbände haben im Rahmen der anstehenden regulatorischen Ausgestaltung des digitalen Produktpasses für Möbel die wichtige Aufgabe, die Inhalte und praxisgerechte Umsetzung mitzugestalten“, sagte Kurth.