Porta Westfalica . „Machen, machen, machen.“ So lautet die Quintessenz aus dem Pressegespräch des Arbeitgeberverbandes Minden-Lübbecke und nicht weniger forderten Dr. Henrik Follmann und Robert Falch im Gespräch bei Roste Systemtechnik in Porta Westfalica.

Die Forderungen aus der Wirtschaft sind nicht neu. Neu hingegen ist die Dimension, mit der die beiden Unternehmer Follmann ( Follmann Chemie ) und Falch ( MINDA Industrieanlagen ) ihre Forderungen an die Politik richten.

Denn nicht erst unter der abgewählten Ampel-Koalition haben sich die Standortfaktoren verschlechtert, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und insbesondere der Industrie gegenüber der weltweiten Konkurrenz ist im Keller. Hinzu kommen globale Krisen und die Unsicherheit nach Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten.

Bürokratie und Regulatorik: Hemmnisse für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie

Da sind die globalen Herausforderungen einerseits, andererseits die hausgemachten Probleme in der EU, im Bund und auch auf Landesebene. „Die Entscheidungen in Washington, Brüssel, Berlin und Düsseldorf haben unmittelbare Auswirkungen auf die Unternehmen in Minden-Lübbecke. Man kann feststellen: Der Erkenntnisgewinn bleibt aus, trotzdem die Wirtschaft immer wieder gegenüber der Politik formuliert, wie der Wirtschaft geholfen werden könne“, kritisiert Follmann.

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Im Mittelpunkt der Unternehmer-Kritik stehen Bürokratie und Regulatorik. Falch nennt ein konkretes Beispiel aus seinem Unternehmen: „Ein Software-Entwickler ist bis zu drei Monate lang mit der Dokumentation beschäftigt und entwickelt das Produkt in dieser Zeit kein Stück weiter. Follmann ergänzt: „In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich die Hälfte meiner Arbeitszeit mit dem Thema Compliance auseinandergesetzt und nicht damit, das Unternehmen voranzubringen.

Dr. Henrik Follmann kritisiert das Dickicht aus Gesetzen und Verordnungen, die in den Unternehmen wichtige Ressourcen binden. Foto: Christian Bendig

Was muss besser werden? Ganz klar: Das Dickicht aus Gesetzen und Verordnungen lichten, damit die Wirtschaft wieder Freiräume zum Handeln bekommt und sich so drängenden Fragen wie den Einsatz von KI zuwenden kann. Bei der Politik herrsche so etwas wie Technologiefeindlichkeit, meint Follmann und wählt ein drastisches Beispiel: „Das ist so, als hätten wir beim Webstuhl oder bei der Lokomotive gesagt: Machen wir nicht, das ist gefährlich.“ Bei der Einführung der Eisenbahn hätte früher jemand mit der Fahne vorauslaufen müssen, um die Leute zu warnen. Im Europa und Deutschland der Gegenwart „setzt man die Lokomotive erst gar nicht mehr auf die Schiene“.

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Und was ist mit den Milliarden-schweren Sondervermögen, um die in Berlin die Politik gerade ringt. „Die Hälfte davon fließt wahrscheinlich wieder in die Bürokratie“, mutmaßt Falch, Follmann ergänzt: „Deregulierung wäre die Botschaft“ Ohne die würden die Investitionen verpuffen. An welchen Stellen zuerst Hand angelegt werden müsse, damit sowohl die überforderte Verwaltung als auch die Wirtschaft entlastet würden und Deutschland wieder innovationfähiger werde, ist laut Falch eindeutig: „Arbeitsrecht, Umweltrecht, Baurecht und die Dokumentationspflichten.“

Optimismus trotz Krisen: Minden-Lübbecker Wirtschaft bewies schon oft Resilienz

Nun könnte man meinen, die Unternehmer würden nur noch schwarzmalen. Das stimmt nicht. Denn insbesondere die Wirtschaft in Minden-Lübbecke habe in den vergangenen Jahrzehnten immer bewiesen, Krisen meistern zu können. „Ich bin ein ewiger Daueroptimist und bin mir sicher, dass wir Wege finden werden. In der Frage, ob unter diesen Lösungen der allgemeine Wohlstand vorübergehend leiden könnte, müsse laut Falch „eine offene Diskussion geführt werden“.

Die Gastgeber: Das ist die Rose Systemtechnik GmbH

(v.l.) Dr. Henrik Follmann (Follmann Chemie), Robert Falch (MINDA Indsustrieanlagen), Katharina Lange (Leitung Marketing Rose Systemtechnik), Thomas Glemnitz (Kaufmännischer Leiter Rose Systemtechnik), Nurullah Palamut (Geschäftsbereichsleiter Gehäusetechnik Rose Systemtechnik), Nils Hampel (Produktionsleiter Rose Systemtechnik), André M. Fechner (Geschäftsführer Arbeitgeberverband Minden-Lübbecke e.V.). Foto: Rose Systemtechnik
  • Die Rose Systemtechnik GmbH wurde 1969 gegründet und beschäftig weltweit rund 1.200 Mitarbeiter und stellt Tragarmsysteme, Steuergehäuse, Höhenverstellsysteme sowie Standsysteme her.
  • Am Standort in Porta Westfalica arbeiten 335 Mitarbeiter und bewältigen circa 120.000 Bestellungen pro Jahr. Zuletzt wurden insgesamt rund 10 Millionen Euro, unter anderem in ein neues Hochregallager, am Standort in Porta Westfalica investiert.
  • Die Aufträge kommen aus allen Industriezweigen. Gehäuse von Rose Systemtechnik kommen überall dort zum Einsatz, wo empfindliche Elektronik und andere Erweiterungen zuverlässig vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen. Vor allem empfindliche Elektronik für Steuerungen, Instrumente, Strom- und Signalverteilung.
  • Auch kundenspezifische Gehäuse aus Edelstahl, Aluminium und Kunststoff werden gefertigt. Außerdem gehören Ingenieurdienstleistungen, Werkzeugbau und lösungsorientierter Service zum Produktportfolio.
  • Rose Systemtechnik ist Bestandteil des weltweit tätigen Technologieunternehmen Phoenix Mecano Gruppe mit 60 Standorten und rund 8.200 Mitarbeitern.