Bielefeld . Regionale Messen im Aufwind: Chancen und Herausforderungen: Regionale Messen haben sich nach der Pandemie stark entwickelt, bieten Kostenvorteile und fördern lokale Netzwerke und Wirtschaft. Sie sind nachhaltiger durch kürzere Anfahrten und nutzen oft Mietelemente für den Standbau. Herausforderungen liegen in der Infrastruktur und der Anpassung an spezifische Kundenanforderungen.

Herr Räker, wie hat sich die Nachfrage nach Messebauprojekten für regionale Messen in den letzten Jahren entwickelt?

Fabian Räker: Während internationale Leitmessen direkt nach der Pandemie überschaubare Aussteller- und Besucherzahlen vorzuweisen hatten, haben sich regionale Messen hingegen sehr gut entwickelt, sodass knapp 45 Prozent aller 2023 durchgeführten Messen einen regionalen Charakter hatten. Allgemein haben regionale Messen sich weiterentwickelt, um den Herausforderungen und Möglichkeiten der modernen Veranstaltungsbranche gerecht zu werden.

Warum sind diese immer beliebter?

Regionale Messen bringen für Besucher, ausstellende Unternehmen und die gesamte Wirtschaft vor Ort vielschichtige Vorteile mit sich. Durch die Fokussierung auf spezifische Themen und Branchen heben sie häufig lokale und regionale Besonderheiten hervor, um die lokale Wirtschaft zu fördern und sich von großen, internationalen Veranstaltungen abzuheben. Sie fördern lokale Netzwerke und schaffen Plattformen für den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Region. Weiterhin wird die lokale Wirtschaft gefördert, indem der Tourismus belebt wird und lokale Dienstleister für die Durchführung genutzt werden.

„Regionale Messen sind tendenziell persönlicher.“ Fabian Räker

Ein ausstellerseitiger Vorteil der regionalen Messen liegt in erheblichen Kosteneinsparung gegenüber internationalen Leitmessen auf großen Messegeländen. Zudem spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit eine große Rolle: Durch die kurze Anfahrt zum Messegelände werden vor allem Emissionen reduziert. Des Weiteren sind regionale Messen tendenziell persönlicher, sie greifen Trends und Verbraucherbedürfnisse auf, welche in der Region für die jeweilige Region stehen.

Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen können von zahlreichen Chancen profitieren und ihren Unternehmen neue Wege eröffnen.

Welche spezifischen Herausforderungen und Chancen sehen Sie bei der Planung und Umsetzung von regionalen Messen?

Regionale Messen finden nicht selten an Venues statt, die primär nicht darauf ausgelegt sind, Messen auszurichten. Da deren Infrastruktur nicht vergleichbar mit der von internationalen Messegeländen ist, erfordert das ein logistisches Umdenken. Auch mit den technischen Richtlinien und baulichen Möglichkeiten vor Ort sind wir noch nicht bis ins letzte Detail vertraut. Auf der anderen Seite haben wir die letzten Jahre eindrucksvoll erleben dürfen, welch enormes Potenzial in regionalen Messen schlummert. Sobald auch die Aussteller das so sehen, steigen die Anforderungen an den Standbau und somit an unsere Leistungen.

Wie hat die COVID-19-Pandemie die Strategie von formdrei hinsichtlich regionaler Messen beeinflusst?

Die Pandemie hat unsere Branchen für mehr als zwei Jahre lahmgelegt. In einer Zeit, die von Kurzarbeit geprägt war, mussten wir kreativ sein und andere Einnahmequellen generieren. Auch als Messen dann wieder möglich waren, zeigten sich viele ausstellende Unternehmen noch zurückhaltend. In dem Zuge wurden dann vermehrt neue Wege in Form von kleineren Messen mit regionalem Charakter ausprobiert, was uns ebenso neue Möglichkeiten eröffnet hat. Mit unserem Ansatz, unsere Kunden ganzheitlich im Rahmen Ihrer Messeaktivitäten zu begleiten, schafften wir auch individuelle kosteneffiziente und besonders flexible Standkonzepte für regionale Messen, um unseren Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.

Regionale Fachmessen, wie beispielsweise die Küchenmeile in Löhne, werden für die Unternehmen immer wichtiger. Für den Messestand des Unternehmen benthaus in der area30 und für den bau weiterer Messestände trug formdrei die Verantwortung. Foto: formdrei/Stefan Röhler

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihren Messebauprojekten und wie setzen Sie diese um?

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei uns im Betrieb eine sehr wichtige Rolle. Wir sind bereits seit 2013 für unser nachhaltiges Handeln auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene zertifiziert. In dem Rahmen haben wir mehr als 60 Maßnahmen definiert, die unsere nachhaltige Arbeitsweise belegen. In einem ressourcenintensiven Umfeld setzen wir überwiegend Mietelemente in Bereichen wie Wandbau, Technik und Mobiliar ein. Diese können wir wiederverwenden, können aber durch Individualisierungsmöglichkeiten auch den Kundenanforderungen entsprechend gestaltet werden.

Können Sie Beispiele nennen, wie regionale Messen zur Förderung der lokalen Wirtschaft beitragen?

Regionale Messen bieten ausstellenden Unternehmen aber auch Besuchern mit ähnlichem Interesse eine gute Plattform, um sich zu vernetzen, Partnerschaften zu schmieden und Geschäftsbeziehungen aufzubauen, was langfristig zu mehr Geschäftsmöglichkeiten und einer stärkeren Wirtschaftskraft in der Region führen kann. Aufgrund der positiven Entwicklung ziehen regionale Messen inzwischen auch oft Besucher von außerhalb an, was zu einer erhöhten Auslastung von Hotels, Restaurants und anderen touristischen Angeboten in der Region führt und gleichzeitig temporäre Arbeitsplätze schaffen kann.

Regionale Fachmessen schaffen ebenso Gelegenheiten, Innovationen und neue Technologien vorzustellen, was andere lokale Unternehmen dazu ermutigen kann, sich weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähiger zu werden. Diese Aspekte tragen nicht nur zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei, sondern fördern auch eine nachhaltige regionale Entwicklung der Region.

Internationale Leitmessen dienen der Markenbekanntheit, regionale Messen dem schnellen Austausch mit einem persönlichen Ansprechpartner

Wie unterscheiden sich die Anforderungen der Kunden bei regionalen Messen im Vergleich zu internationalen Großveranstaltungen?

Viele unserer Kunden haben bislang noch keine großen Erfahrungen auf kleineren Messen mit regionalem Charakter gesammelt und sind daher zunächst zurückhaltend, was die Investition betrifft. Ausstellende Unternehmen haben in der Regel geringere Budgets, was einen besonders kosteneffizienten Standbau erfordert. Während es bei internationalen Leitmessen oft darum geht, Markenbekanntheit und den Eintritt in neue Märkte zu forcieren, liegt der Fokus bei regionalen Messen auf dem Aufbau von Beziehungen und Nähe zu bestehenden oder potenziellen Kunden in der Region. Die Zielgruppe wünscht klare, direkte Kommunikation und schnellen Austausch – idealerweise mit einem persönlichen Ansprechpartner.

Was sollten ausstellende Unternehmen bei der Teilnahme an einer regionalen Messe besonders beachten?

Auf regionalen Messen tummeln sich sehr viele Aussteller auf einer überschaubaren Fläche, sodass die durchschnittliche Standgröße überschaubar ist. Umso wichtiger sind klare zielgruppenorienteierte Botschaften, die Fokussierung auf ein Produkthighlight und die Hervorhebung des USPs. Gepaart mit einer interaktiven Aktion, einem außergewöhnlichen Give-Away oder einem Gewinnspiel sowie einer gezielten Vorab-Kommunikation sollte es gelingen, die relevanten Besucher auf die Standfläche zu locken.

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