Handelsverbands-Geschäftsführer Harald Kunz. Foto: Handelsverband OWL

Bielefeld/OWL . Die bundesweiten Zahlen für das Weihnachtsgeschäft gehen von einem nominalen Umsatzplus von 1,3 Prozent aus. Nach dieser Prognose setzen die Handelsunternehmen in den letzten beiden Monaten des Jahres bundesweit insgesamt 121,4 Milliarden Euro um. Mit Blick auf die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Handelsumsätze der vergangenen Monate passte der Handelsverband Deutschland (HDE in Berlin) jüngst seine Jahresprognose an und geht nun auch für den gesamten Einzelhandel in 2024 von einem nominalen Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von ebenfalls nominal 1,3 Prozent aus.

Entsprechend ist die Stimmung bei den Händlern sehr gemischt und je nach Branche zeigen sich zum Teil sehr deutliche Unterschiede. Elektronik, Spielwaren, Sportartikel, Uhren und Schmuck sowie Bücher – also zum Teil die erwartbaren „typischen Weihnachtsgeschenke“ – hier sind die Händler verstärkt positiv gestimmt. Hingegen ist bei den Haushaltswaren, Glas, Porzellan die Stimmung schon deutlich eingetrübter. Eine aktuelle Trend-Umfrage zu diesem Thema ist vom HDE jüngst im Oktober gestellt worden und zeigt das gemischte Meinungsbild:

Quelle: HDE Trendumfrage Oktober/November 2024 n:288

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bieten eben wenig Spielraum für den Einzelhandel. Die Sparquote bleibt hoch, die Inflation ist zwar deutlich gesunken und liegt im Normalbereich. Aktuellen Prognosen zufolge sollen die Verbraucherpreise in 2024 um + 2,2 Prozent und in 2025 um + 2 Prozent steigen. Das ist mit der Inflation der Vorjahre kaum mehr zu vergleichen, aber dennoch belasten diese Preissprüngen das Portemonnaie unserer Kunden noch immer. Die Kaufkraft der Bürger hat sich zwar wieder leicht verbessert, aber dennoch ist der private Konsum gehemmt bis rückläufig. Ein Lichtblick ist sicherlich weiterhin der stabile Arbeitsmarkt und insgesamt die hohe Beschäftigungsquote. Ganz ins Bild passt hierzu der ifo-Geschäftsklimaindex:

Quelle: ifo

Somit wird erwartet, dass die Entwicklung des Weihnachtsgeschäfts sich in das Gesamtjahr 2024 einfügt und die Umsätze trotz eines schwierigen Umfelds und vieler Ungewissheiten stabil bleibt. Als Hemmnisse wird nach wie vor der Krieg in der Ukraine, die Kämpfe im Nahen Osten und zudem eine große wirtschaftliche Verunsicherung aufgezählt. In der Folge ist zu erwarten, dass in diesen unsicheren Zeiten der Verbraucher sein Geld zusammenhält. Dennoch steht gleichsam Weihnachten vor der Tür und trotz der weit verbreiteten schlechten Stimmung, planen die Deutschen im Durchschnitt Ausgaben für Weihnachtsgeschenke in Höhe von durchschnittlich 297 Euro. Das sind immerhin durchschnittlich zwei Euro mehr als im Vorjahr. Auch hierzu konnte der HDE auf eine aktuelle Umfrage von YouGov vom 15. bis 17. Oktober 2024 zurückgreifen wonach sich die erfragten Werte wie folgend darstellen:

Quelle: HDE-Konsumbarometer; HRI-Umfrage durchgeführt von YouGov (n=2032 Personen, Feldzeit 15-17..10.24)

Aus derselben Umfrage stützen sich auch die erwartbaren Renner im Weihnachtsgeschäft mit den Gutscheinen, Spielwaren Kosmetik wie folgend:

Quelle: HDE-Konsumbarometer; HRI-Umfrage durchgeführt von YouGov (n=2032 Personen, Feldzeit 15-17..10.24)

So erzielen in den letzten beiden Monaten des Jahres die Spielwarenhändler durchschnittlich rund ein Viertel ihres Jahresumsatzes. Bei Glas, Keramik und Büchern liegt dieser Wert ebenfalls bei über 23 Prozent. Auf den gesamten Einzelhandel mit allen seinen Teilbranchen gerechnet liegt der Umsatzanteil von November und Dezember bei 18,5 Prozent des Jahresumsatzes.

Quelle: HDE-Berechnungen auf Basis Statistisches Budnesamt, Angaben für 2023

Auch für den Onlinehandel war das Weihnachtsgeschäft immer ein zusätzlicher Umsatzbringer, aber sowohl im Weihnachtsgeschäft als auch auf das ganze Jahr betrachtet wird der Onlinehandel 2024 nicht mehr der Wachstumstreiber wie noch vor einigen Jahren sein: Die Weihnachtsumsätze in diesem Bereich werden um nominal 1,4 Prozent im Vergleich zu 2023 steigen, hier liegt der Umsatz dann bei 21,5 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr liegt das Plus dann bei nominal plus zwei Prozent. Der Onlinehandel hatte während der Coronazeit einen enormen Schub erhalten und ein hohes Umsatzniveau erreicht, das derzeit schwer zu übertreffen ist.

Quelle: HDE-Prognose, HDE-Berechnungen, ohne Umsatzsteuer.

Preisbereinigt über alles tritt der Handel auf der Stelle. Das nominelle Wachstum über alles von + 1,3 Prozent ist eine reale Null. Der Handel leidet unter den wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der darauffolgenden Inflation. In Folge des Nahost-Konflikts hat die Kauflaune der Verbraucher sogar noch weiter abgenommen. Dann die Wahlen in Amerika und anstehenden die Neuwahlen in Deutschland. Da halten viele Verbraucher gerade in Krisenzeiten ihr Geld zusammen und die Mehrzahl der Kaufleute blicken daher eher skeptisch in Richtung Weihnachtsgeschäft:

Quelle: HDE Prognose, ohne Umsatzsteuer. *Gesamtumsatz November + Dezember.

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All das sind keine besonders guten Vorzeichen für das anstehende Weihnachtsgeschäft, aber gerade unsere starke Wirtschaftsregion OWL konnte sich in der Vergangenheit leicht positiv von Trend entwickeln. In Kürze starten zudem vielfach die Weihnachtsmärkte, die weihnachtliche Stimmung in den geschmückten Einkaufsstraßen und -Passagen und eben auch eine jüngst durchgeführte Umfrage zur Höhe der Geschenkeausgaben im Weihnachtsgeschäft lässt uns auch in OWL hoffen.

„Der Handel in OWL ist gut vorbereitet und abgerechnet wird dann zum Schluss.“ Thomas Kunz

Auch ist es den Kunden, nicht zuletzt in den Zeiten der Pandemie zunehmend wichtiger geworden, bei wem sie kaufen. Ein Trend zu mehr Unterstützung für regionale Unternehmen bzw. Produkte ist nach wie vor weiterhin gegeben. Daraus ist eine Solidarität mit dem stationären Handel entstanden, die sich in Slogans wie „Kauf lokal“, „Regional statt online“ oder „Heimatshoppen“ überall und auch hier bei uns in OWL zeigt. Einen gegenteiligen oder auch stark veränderten Trend konnten wir in den vergangenen 12 Monaten nicht feststellen.

All das nährt natürlich die Hoffnung im ostwestfälisch-lippischen Einzelhandel auf einen insgesamt versöhnlichen Jahresabschluss und so möchte der OWL-Handel mit Rückenwind die letzten Wochen des Jahres angehen und wenigstens 2,1 Milliarden Euro Einzelhandelsumsatz im jetzt beginnenden Weihnachtsgeschäft erreichen. „Der Handel in OWL ist gut vorbereitet und abgerechnet wird dann zum Schluss“, so Thomas Kunz, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Ostwestfalen-Lippe.

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