Minden . Im MMM-OWL-Interview berichtet Jürgen Ahrens, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses Hagemeyer und Vorsitzender im Mindener Ortsverein des Einzelhandelverbandes OWL, was der lokale Handel sich vom Weihnachtsgeschäft verspricht und warum online doch nicht immer alles besser ist.

Herr Ahrens, wie hat sich das Weihnachtsgeschäft in den letzten Jahren entwickelt?

Schon im letzten Weihnachtsgeschäft merkte man, dass die Kunden das Erlebnis von Weihnachtsmarkt und Shopping nach Corona endlich wieder genießen wollten. Ich bin überzeugt, dass die Frequenz in diesem Jahr da noch einmal steigen wird. Gerade das gemeinsame Erleben zusammen mit Freunden wird immer wichtiger.

Welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen sehen Sie für den lokalen Einzelhandel während dieser wichtigen Zeit in diesem Jahr?

Eine der Haupt-Herausforderungen für Handel und Gastronomie ist sicher, gutes und qualifiziertes Personal zu finden. Die Chancen liegen wie gesagt im wachsenden Wunsch nach Erlebnis vor Ort. Und hier gerade in der gelungenen Verbindung von Weihnachtsmarkt, Gastronomie und Handel.

Welche Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale hat unser Einzelhandel hier in der Region, die ihn von größeren Handelsketten unterscheiden und während der Weihnachtszeit hervorheben?

Sicher profitieren wir vom verhältnismäßig großen Angebot hier in der Region, auch gerade durch die familiengeführten Betriebe. Bei einigen Sortimenten müssen Sie schon sehr weit fahren, um Vergleichbares zu finden.

Laut Statista kennen die Umsatzzahlen im Weihnachtsgeschäft nur eine Richtung: nach oben. 2022 gaben die Menschen rund 119,5 Mrd. Euro aus – über fünf Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Wie erklären Sie sich diesen Trend angesichts zahlreicher Krisen und der hohen Inflation?

Hier sollten wir ehrlich sein, im Weihnachtsgeschäft 2021 hatten wir noch starke Corona-Einschränkungen, das erklärt natürlich ein Wachstum in 2022. Traditionell sind viele Kunde zu Weihnachten nicht ganz so preissensibel. Insofern wird hier die Inflation schon mal eher ausgeblendet.

„Das wird das Internet nicht ersetzen können.“ Jürgen Ahrens, Einzelhandelsverband OWL

Hat sich das Einkaufsverhalten der Verbraucher in Bezug auf Geschenke und Weihnachtseinkäufe im Laufe der Jahre verändert?

Natürlich hat das vorherige Orientieren im Internet zugenommen. Viele wollen aber doch die Ware noch mal selbst in die Hand nehmen. Und eine gute Beratung bei der Auswahl gerade für etwas, das man verschenkt, gewinnt doch an Bedeutung.

Der stationäre Handel konkurriert seit Jahren mit den großen und kleinen Onlinehändlern. In den letzten Jahren wurden demnach rund ein Fünftel der Weihnachtseinkäufe online getätigt. Welche Schritte muss der stationäre Handel unternehmen, um diesem Trend kurz-, aber auch langfristig entgegenzuwirken?

Er muss seine Stärken weiter ausbauen, ein großes Angebot mit einer guten Beratung, kombiniert mit dem Erlebnis des Einkaufsbummels und der Gastronomie. Das wird das Internet nicht ersetzen können. Der gemeinsame Weihnachtsmarktabend mit Freunden ist noch nicht als Videokonferenz denkbar.

Besonders die „Generation Z“ kauft gerne auf einen Klick. Provokant gefragt: Hat der stationäre Handel noch eine Zukunft?

Wie eingangs geschildert hat jede Vertriebsform ihre besonderen Stärken. Und wenn diese Generation älter wird, werden sich auch ihre Bedürfnisse ändern.

Welche Geschenketrends sind für 2023 zu erwarten? Was landet dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum?

Nach wie vor bestimmt viel Technik, Spielzeug, Uhren und Schmuck. Sicher geht aber auch der Trend weiter, sich selbst zu Weihnachten zu verwöhnen. Da sind ein paar schöne, wertige Kleidungsstücke eine gute Wahl.