Lage. Mit Klettern kennt man sich bei der Firma Jakob Petker Dachdeckermeisterei GmbH aus, allerdings liegt dafür normalerweise eine Leiter oder ein Gerüst an einem Haus an. Doch Mitte Mai kletterte man zur Abwechslung die Teilnehmerliste eines Wettbewerbs empor – und das sogar fast bis zur Spitze. Zwar war sich die Jury sich nicht ganz einig, und so mancher hätte die Lagenser an der Spitze gesehen, doch am Ende reichte es „nur“ für den zweiten Platz.

Damit ist Jakob Petker aber äußerst zufrieden. Die ehrbare Auszeichnung hat sich seine Jakob Petker Dachdeckermeister GmbH bei dem Deutschen Dachpreis „Dachkrone“, der im Bielefelder Ringlokschuppen verliehen wurde, im Bereich „Erfolgreichste Unternehmensnachfolge“ gewonnen.

Doch wie haben sie das geschafft? Die Antwort muss lauten: Mit Kreativität, Leidenschaft und einem nicht unerheblichen Anteil Mut. All das braucht es, um sich beim „Handwerker-Oskar“ gegen die starke Konkurrenz aus ganz Deutschland durchzusetzen. Woher diese Eigenschaften kommen, wird schnell klar, wenn man sich den Lebenslauf von Jakob Petker anguckt, denn sie haben den Unternehmer schon immer begleitet. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken mag – die betriebliche Nachfolge mit gerade einmal 45 Jahren bereits geregelt zu haben – das ist bei näherer Betrachtung ein mutiger, aber folgerichtiger Schritt. Das fand auch die Jury, die sich beeindruckt zeigte von Petkers kurzer Erläuterung in seinem Bewerbungsvideo für die „Dachkrone“.

Mut im Angesicht von Schicksalsschlägen

Sein Mut offenbarte sich schon kurz nach seiner Ausbildung. „Das war im September 2001, zehn Monate nach meiner Ausbildung“, berichtet der dreifache Familienvater und schildert kurz die vorangegangene Situation: „Frisch verheiratet, die erste Tochter gerade geboren, das erste Haus gebaut und mein Arbeitgeber meldete Insolvenz an.“ Sein Entschluss: Aufbruch in die Selbstständigkeit. Jakob Petker fing klein an, machte den Meister, hatte erst zehn Mitarbeiter, inzwischen sind es 27 – und die Zeichen stehen weiter auf Expansion. Doch zurück in die Vergangenheit. Denn nach dem Aufbruch dann folgte der nächste Schlag: „Mit 37 habe ich die Diagnose erhalten, unheilbar an der Lunge erkrankt zu sein“, erzählt Jakob Petker rückblickend.

Im Bielefelder Lokschuppen fand die Preisübergabe statt, zu der Handwerksbetriebe aus ganz Deutschland gekommen waren.
Im Bielefelder Lokschuppen fand die Preisübergabe statt, zu der Handwerksbetriebe aus ganz Deutschland gekommen waren.

Unternehmensführung als Trio

Ein Schock für den Dachdeckermeister. „Was ist jetzt wichtig im Leben?“, habe er sich gefragt. Dann jedoch hatte er Glück, denn mit Patrick Hagelgans fand er im Jahr 2018 einen Partner, der sich schon damals vorstellen konnte, zukünftig Verantwortung zu übernehmen. Aus der Vorstellung ist inzwischen Realität geworden, denn Patrick Hagelgans ist mit in die Geschäftsführung eingestiegen. Doch die Unternehmensführung besteht damit nicht aus einem Duo, sondern setzt sich aus einem Trio zusammen. Die Dritte im Bunde ist nämlich Petkers älteste Tochter Milena Stotz. Die hatte zunächst gar nicht den Handwerkspfad eingeschlagen, sondern als Bankkauffrau gearbeitet, suchte dann jedoch nach einem neuen Betätigungsfeld. Nach einer Weiterbildung zur Buchhalterin, hält sie nun als Prokuristin etliche Fäden in der Hand.

Mitarbeiter tragen Nachfolgeregelung mit

Die 25-Jährige ist sichtlich stolz auf ihren Vater, der aus ihrer Sicht enorme Größe zeige, indem er sanft seinen Rücktritt einleite und Bereitschaft zeige, Verantwortung abzugeben. „Ohne die Unterstützung meiner Familie hätte ich das alles nicht so gut hinbekommen“, schickt er ein besonders großes Lob an seine Ehefrau Lena, die ihm immer den Rücken gestärkt habe und ebenfalls im Betrieb mitwirke. Ebenfalls zu schätzen weiß Petker, dass alle Mitarbeiter die Nachfolgeregelung mittragen und die neuen Aufgabenverteilungen in der Geschäftsführung akzeptieren.

Etliche Betriebe aus ganz Deutschland waren erschienen, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen.
Etliche Betriebe aus ganz Deutschland waren erschienen, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen.

Erneute Bewerbung zur „Dachkrone“

Nach der Preisverleihung ist vor der Preisverleihung, denn im nächsten Jahr wolle man erneut beim Deutschen Dachpreis den Hut in den Ring werfen. Dann hofft man auf ein gutes Abschneiden in der Kategorie „Bestes Projekt“. Welches dafür infrage kommt, steht schon fest. „Wir werden uns mit der Eindeckung des großen Silos der Lagenser Zuckerfabrik bewerben“, verrät Milena Stotz von dem herausfordernden Auftrag.

Infobox: Das ist der Preis Dachkrone

  • Als Imagekampagne für die Dachbranche und als offizieller Handwerkspreis soll die „Dachkrone“ Aufmerksamkeit für alle Gewerke rund um den Dachbau schaffen und der Wertschätzung für diese Betriebe Ausdruck verleihen, die sich oft durch Tradition, Qualität, Leidenschaft, Innovation und Kunstfertigkeit besonders auszeichnen.
  • Eine kompetente Fachjury wählt die Gewinner in den einzelnen Kategorien aus. Der Award wird einmal im Jahr an Handwerksbetriebe aus ganz Deutschland vergeben.