Minden-Lübbecke . Offensichtlich gibt es seit nunmehr über einem halben Jahrhundert eine zwar unsichtbare, aber dennoch nach wie vor in allen Köpfen befindliche Grenze zwischen Eickhorst und Nettelstedt .

Generell wird in geradezu befremdlicher Weise häufig an den trennenden Elementen festgehalten, anstatt die verbindenden Aspekte zu betonen. So fühlt sich zum Beispiel Bad Oeynhausen inzwischen schon „traditionell“ nicht wirklich dem „Mühlenkreis“ zugehörig, da es dort keine historischen Mühlen in entsprechender Anzahl wie im nördlichen Teil des Kreises gibt.

Als enorm konterkarierend habe ich die immer wieder aufflammende Diskussion um die Wiedereinführung der alten Kfz-Kennzeichen (also zusätzlich „ LK “ zu „MI“) empfunden. Dieses würde ein weiteres sowohl nach außen und auch innerhalb unseres Kreises wirkendes Signal der Betonung der trennenden Elemente bedeuten und sollte unbedingt vermieden werden! Insoweit ist es gleichermaßen lobenswert wie auch bezeichnend, dass gerade der Lübbecker Unternehmer Christoph Barre sich in der Vergangenheit in seiner Funktion als Vorsitzender der InteressenGemeinschaft Standortförderung Minden-Lübbecke e.V. ( IGS ) vehement dagegen ausgesprochen hat.

Lübbecke ist nicht Lübeck

Quasi als „Trost“ und „Brücke zum Verständnis“ für die Lübbecker ist festzuhalten, dass ihre Stadt wenigstens nach der größten Kommune Minden im Namen des Kreises Minden-Lübbecke erscheint – die nach der Einwohnerzahl weit größeren Kommunen Bad Oeynhausen und Porta Westfalica sowie die nahezu gleich großen Kommunen Petershagen und Espelkamp tauchen dort nicht auf. Dennoch habe ich nicht nur einmal Personen, die nicht von hier kommen, erklären müssen, dass „Lübbecke“ so gar nichts mit „Lübeck“ zu tun hat …

Vor genau 75 Jahren wurde der Arbeitgeberverband des Kreises Minden gegründet – und selbstverständlich seit 1973 sofort bezüglich des gesamten Kreises Minden-Lübbecke in seinem regionalen Wirkungsgebiet erweitert. Vor 30 Jahren, 1993, wurde die InteressenGemeinschaft Standortförderung Minden-Lübbecke e.V. ( IGS ) ins Leben gerufen; maßgeblich auf Initiative des damaligen AGV-Vorsitzenden Jörg Bentz, Gesellschafter des Mindener Unternehmens Melitta, und der Espelkamper Unternehmerin Margrit Harting, die dann auch Gründungsvorsitzende dieser kreisweiten Vereinigung wurde. Dank dieses ehrenamtlichen Engagements der Vorstandsmitglieder und insbesondere der jeweiligen Vorsitzenden der Vereinigungen Arbeitgeberverband ( AGV ) und InteressenGemeinschaft Standortförderung ( IGS ) wurde und wird stets durch den klaren Fokus auf die Zusammengehörigkeit unserer Region bei der Interessenwahrnehmung mit einem enormen Engagement am kreisweiten Zusammenhalt der angeschlossen Mitgliedsunternehmen und damit der gesamten Region hingewirkt.

Ehrenamtliche Engagements wertschätzen

Dieses „Ehrenamt“ kann aus meiner Sicht nicht genug gewürdigt werden: Vorstandssitzungen sind immer mit einem erheblichen privaten Engagement verbunden; regelmäßig zudem auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten. So erinnere ich mich als Geschäftsführer beider Institutionen an zahlreiche abendliche Vorstandssitzungen, die die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder naturgemäß in ihrer „privaten Freizeit“ zum Voranbringen dieser Vereinigungen und somit für ein Wirken zugunsten des gesamten Kreises verbracht haben. Ich persönlich hege die große Hoffnung, dass in diesen Ehrenämtern immer wieder und weiterhin Personen mitwirken, die den „Mühlenkreis“ entschlossen als „einen Kreis“ wahrnehmen und vor allem auch die alten, tradierten Trennungsmerkmale (insbesondere das Wiehengebirge, der Mittellandkanal oder die Weser) nicht mehr betonen, sondern bestenfalls sogar zu einem verbindenden Aspekt umformulieren.

In diesem Sinne wird zum Beispiel das auf dem Gebiet der Kommune Porta Westfalica befindliche Kaiser-Wilhelm-Denkmal als nach außen wirkendes Wahrzeichen des gesamten Kreises gesehen und von allen als solches anerkannt – bezeichnenderweise exakt an der Trennungslinie Weserbergland-Wiehengebirge-Weser-Durchfahrt vom „vorm Berg“ zum „hinterm Berg“.

Minden-Lübbecke ist für uns alle in geschlossener Einigkeit und Übereinstimmung dort, „wo der Kaiser die auf der A2 Vorbeifahrenden grüßt“! Dies ist nach nunmehr 50 Jahren definitiv der richtige Weg in die richtige Richtung.

Mühlenkreis ist viel mehr als nur irgendwo „zwischen Hannover und Bielefeld“

Für mich selbst als vor inzwischen über 20 Jahren hier in den Kreis Minden-Lübbecke Zugezogener, war und ist es dennoch immer etwas mühselig, Außenstehenden zu erklären, wo ich nun meine neue Heimat gefunden habe. Die etwas sperrige sowie umständliche Erklärung „auf halber Strecke zwischen Hannover und Bielefeld“ wird der Bedeutung und auch der L(i) ebenswürdigkeit unserer tollen Region nicht gerecht.

Für mich persönlich liegt hier eine ganz klare Chance eines „unverkennbaren Standortmerkmals“ auf der Hand, die bislang für unsere gemeinsame Heimat noch nicht genutzt wurde: Ich habe weiterhin die große Hoffnung, dass sich irgendwann unsere beiden Vorzeige-Bundesliga Handballvereine GWD Minden und TuS N-Lübbecke doch zusammentun, sodass wir alle mit einem gewissen Stolz und ohne jegliche Erklärungsschwierigkeiten sagen können „Minden-Lübbecke – das ist dort, wo der deutsche Handballmeister herkommt!“.

Hiervon wird man ja wohl bis zum nächsten großen Jubiläum unseres „Mühlenkreises“ noch träumen dürfen, oder?

  • Unter dem Dach des Arbeitgeberverbandes Minden-Lübbecke e. V. ( AGV ) werden seit 75 Jahren die Interessen der arbeitgebenden Betriebe und Institutionen im Kreis Minden-Lübbecke gebündelt: Für derzeit 162 Mitgliedsunternehmen mit annähernd 31.000 Arbeitsplätzen und 1.800 Ausbildungsplätzen vertritt der AGV die arbeitgeberseitigen Positionen in der Öffentlichkeit und setzt sich als „Stimme der hiesigen Wirtschaft“ für eine Optimierung der Standortbedingungen ein.
  • Satzungsgemäß ist das Unternehmen beziehungsweise die Einrichtung Mitglied im Verband – allerdings wird die Mitgliedschaft durch die dahinterstehenden Personen geprägt. Besonders sind hier die vielen Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Familienunternehmen zu nennen, die durch ihr ehrenamtliches Mitwirken nicht nur den Verband als solches tragen, sondern sich damit auch in besonderer Weise zur hiesigen Unternehmerschaft bekennen – und das zum Teil seit mehreren Generationen. Hierbei versteht sich der Verband als Plattform für Austausch, Kooperation und Meinungsbildung.