Lippe . Die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe fordert zusammen mit anderen Kreishandwerkerschaften die Einführungen eines Freiwilligen Handwerksjahres. Angelehnt ist es an das Freiwillige Soziale Jahr, oft auch einfach nur mit der Abkürzung FSJ bezeichnet. „Mit dem freiwilligen Handwerksjahr können Jugendliche nach ihrem Schulabschluss Handwerksberufe näher kennenlernen“, erklärt Mickel Biere, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, laut einer Pressemitteilung das Vorhaben.

Michael Lutter, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe: "Ich bin überzeugt davon, dass die Voraussetzungen in NRW ideal sind, um die Idee eines freiwilligen Handwerksjahrs zügig zu realisieren."
Michael Lutter, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe: “Ich bin überzeugt davon, dass die Voraussetzungen in NRW ideal sind, um die Idee eines freiwilligen Handwerksjahrs zügig zu realisieren.”

Erste Erfahrungen im hohen Norden positiv

Bei dem Vorbild in Schleswig-Holstein seien die ersten Erfahrungen der Handwerkskammer Lübeck sehr positiv. Dort haben bereits 25 Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren mit Unterstützung des Schleswig-Holsteinischen Instituts für berufliche Bildung das Angebot angenommen. Neben Praxiserfahrungen und der Möglichkeit, zu prüfen, ob ein Berufsfeld für eine Ausbildung infrage kommt, erhalten Teilnehmer in Schleswig-Holstein eine monatliche Aufwandsentschädigung von 450 Euro. „Ein solches Freiwilliges Handwerksjahr, angelehnt an die Regelungen des Freiwilligen Sozialen Jahres, wünschen wir uns auch in NRW – und damit für den Kreis Lippe“, bekräftigt Michael Lutter, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe.

Mickel Biere, Kreishandwerksmeister Paderborn-Lippe: "Mit dem freiwilligen Handwerksjahr können Jugendliche nach ihrem Schulabschluss Handwerksberufe näher kennenlernen."
Mickel Biere, Kreishandwerksmeister Paderborn-Lippe: “Mit dem freiwilligen Handwerksjahr können Jugendliche nach ihrem Schulabschluss Handwerksberufe näher kennenlernen.”

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Warum ein solches Angebot durchaus Sinn macht, erklärt Mickel Biere. Allzu oft stellt sich nämlich laut dem Kreishandwerksmeister nach dem Erhalt des Abschlusszeugnisses für viele ehemalige Schüler die Frage, wie es jetzt weitergehen soll. „Ein Grund dafür ist, dass Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit viel zu selten mit der Berufswelt in Kontakt kommen“, erklärt Mickel Biere. Das Freiwillige Handwerksjahr kann hier zumindest eine Perspektive aufweisen. „Dabei ist bekannt, dass rund 70 Prozent aller Auszubildenden durch ein Praktikum zu ihrer Ausbildung gefunden haben“, so Biere weiter.

Ausbildungssituation im Handwerk stabil

Insgesamt sei die Ausbildungssituation im Handwerk stabil, erklärte Andreas Oehme, Geschäftsführer des Westdeutschen Handwerkertags, kürzlich. Aber dennoch würden die Betriebe mehr Auszubildende benötigen. Vor 15 Jahren gab es in Paderborn und Lippe pro Jahr noch 1200 neue Ausbildungsverhältnisse im Handwerk – 2024 waren es nur noch etwa 900, also ein Viertel weniger, berichtet die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Damit das Freiwillige Handwerksjahr aber auch in Lippe Realität wird, braucht es die Unterstützung der Politik.

Freiwilliges Handwerksjahr schon bald Wirklichkeit?

Wie bereits andere Kreishandwerkerschaften in NRW hat auch die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe die entsprechenden Bundestagsabgeordneten in Lippe und Paderborn kontaktiert und auch bereits erste positive Antworten erhalten. Man sei optimistisch für die Ideen nicht nur Zuspruch, sondern auch Unterstützung zu erfahren. „Ich bin überzeugt davon, dass die Voraussetzungen in NRW ideal sind, um die Idee eines freiwilligen Handwerksjahrs zügig zu realisieren“, so Hauptgeschäftsführer Michael Lutter.