Minden . Frühes Aufstehen, abends und am Wochenende arbeiten – wer mit einer Ausbildung zum Bäcker oder Konditor liebäugelt, wird oft mit diesen Vorurteilen konfrontiert. Dementsprechend tun sich viele Betriebe schwer, junge Menschen für eine berufliche Laufbahn in dieser Branche zu begeistern. Die Mindener Bäckerei Bertermann geht neue Wege, um Nachwuchskräfte zu gewinnen und dauerhaft zu halten.

„Verlässliche Arbeitszeiten besitzen bei Berufsstartern den gleichen, vielfach sogar einen höheren Stellenwert als ein gutes Gehalt“, weiß Katharina Biermann, Marketingverantwortliche bei Bertermann. Um die Ausbildung im Bäckerhandwerk für Schulabsolventen attraktiver zu machen, bietet Bertermann seinen Auszubildenden die Möglichkeit, in einer neu geschaffenen Schicht von 6 bis 13 Uhr zu arbeiten. „Ab einer gewissen Anzahl an Auszubildenden lässt sich dieses Konzept problemlos umsetzen“, sagt Katharina Biermann.

Bertermann legt Austauschprogramm mit einer Bäckerei in Kanada auf

Darüber hinaus zahle das Unternehmen übertariflich und biete Bonusprogramme für gute Berufsschulleistungen, so die Marketingleiterin. Außerdem hält der Familienbetrieb seit diesem Jahr noch ein weiteres Schmankerl für die Fachkräfte von morgen bereit: einen Austausch mit einer Bäckerei in Kanada. Angehende Bäcker und Konditoren bekommen die Chance, auf der anderen Seite des Atlantiks die örtliche Back- und Brotkultur kennenzulernen.

Ähnlich wie bei einem Schüleraustausch oder einem Auslandssemester bleiben die deutschen Auszubildenden für einen Austausch in Kanada. Die Teilnahme an dem Austauschprogramm ist an keine besonderen Voraussetzungen gebunden. „Lediglich die Berufsschulnoten und Arbeitsmotivation müssen passen“, sagt die Marketingleiterin. Fließende Englisch- oder Französischkenntnisse – die beiden Amtssprachen Kanadas – müssen die Bertermann-Azubis ebenfalls nicht vorweisen. „Die Bäckerei wird von einer deutschen Familie geführt, die mit unserer Geschäftsführung familiär verbunden ist“, verrät Katharina Biermann.

Angela Haß (2. von links) und Tochter Charlotte Haß nehmen die Auszeichnung als familienfreundlicher Arbeitgeber in Empfang. Foto: pr/Bertermann

Aktuell beschäftigt das Mindener Familienunternehmen 26 Auszubildende in sieben Ausbildungsberufen. Neben angehenden Bäckern und Konditoren zählen dazu unter anderem Kaufleute für Büromanagement und Marketingkommunikation, Fachlageristen, Systemgastronomen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Auch wer keine Laufbahn im Back- und Konditorenhandwerk einschlägt und somit auf den Kanadaaufenthalt verzichten muss, bekommt bei Bertermann die Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen.

Bäckerei Bertermann kooperiert branchenübergreifend mit weiteren Unternehmen

„Wir haben einen regen Austausch mit anderen Betrieben aus der Region. Die Auszubildenden tauschen für einige Zeit mit den Nachwuchskräften dieser Unternehmen die Arbeitsplätze“, erläutert Katharina Biermann. Dadurch lernen sie andere Branchen, Produkte und Abläufe kennen. „Das bringt neue Impulse für den Berufsalltag“, ist sie überzeugt. „Viele Ideen aus den Austauschfirmen lassen sich auch in unserem Betrieb umsetzen“, berichtet Biermann.

Wer nach erfolgreich absolvierter Abschlussprüfung seinem Ausbildungsbetrieb treu bleiben möchte, hat bei Bertermann gute Zukunftsaussichten: „Jeder bekommt bei uns die Chance, im Unternehmen zu bleiben und sich beruflich weiterzuentwickeln“, bekräftigt Katharina Biermann. Und wer übernommen wird, der kann sich in seinem weiteren Berufsleben auf eine Arbeit in einem der ausgezeichneten „Familienfreundlichen Unternehmen“ des Mühlenkreises freuen.