Minden . Gebäude resistenter gegen Wettereinflüsse machen, im Produktionsprozess die vielen kleinen Stellschrauben für mehr Energieeffizienz finden und Erfahrungen teilen. Follmann unternimmt viel für den Umweltschutz.

Herr Dr. Damerau, Follmann Chemie fertigt seit 25 Jahren Nachhaltigkeitsberichte an und ist somit ein Vorreiter. Warum widmete sich das Unternehmen so früh dem Thema?

Dr. Thomas Damerau: Dr. Rainer Follmann, 1977 einer der Gründer des Unternehmens, war auch 1986 einer der Mitbegründer der Arbeitsgruppe „Future“ im Verband der Chemischen Industrie. Ich denke, das zeigt deutlich, dass das Thema unsere DNA ist und dass wir als Familienunternehmen in Generationen denken und nicht in kurzfristiger Gewinnmaximierung. Wir werden in den nächsten Jahren berichtspflichtig sein, befassen uns aber schon heute damit, den umfangreichen Anforderungen auf Seiten der Regulatorik gerecht zu werden, vielmehr aber die Transparenz und den Dialog zu unseren Anspruchsgruppen zu fördern.

Die Chemieindustrie ist sehr Energie-intensiv. Welche Maßnahmen leitete Follmann ein, um energieeffizienter zu werden?

Noch sind wir in einigen Produktionsabläufen auf Gas angewiesen. Deshalb suchen wir ständig Einsparpotentiale. Zum Beispiel identifizieren wir kleinste Druckluftleckagen und beheben sie.  Das sind viele kleine Maßnahmen, die in der Summe eine enorm große Wirkung haben. Außerdem setzen wir bei Anschaffung neuer Anlagen auf die höchstmögliche Energieeffizienz. Und wir betrachten sehr genau, wieviel Energie wird auf der Zuliefererseite aufgewendet, um einen für uns wichtigen Werkstoff zu produzieren.

Der Neubau der Produktionsanlage, der vor sechs Jahren fertiggestellt wurde: Energieeffizienz und nachhaltige Innovation als zentrale Bestandteile. Foto: Follmann Chemie

Kreislaufwirtschaft ist ein großes Thema. Gibt es konkret Produkte in der Firmengruppe, die aus Rezyklaten entstehen?

Unsere Entwicklungsabteilung hat das ständig im Blick. Die oberste Prämisse hat bei uns aber die Langlebigkeit unserer Produkte. Darin sehen wir den stärksten Hebel für Nachhaltigkeit. Sollte es Rezyklate geben, die unseren Ansprüchen gerecht werden, würden wir diese auch einsetzen. Beim Rezyklieren stellen sich aber zwei Fragen: Wie viel Energie benötigt der Prozess und woher stammen die Ausgangsstoffe?

An welchen Stellen sorgen ihre Produkte für diese Langlebigkeit?

Ich möchte zwei lokale Beispiele nennen. Vor 25 Jahren kam bei der Instandsetzung undichter Bitumenbahnen auf dem Flachdach beim Modehaus Hagemeyer ein System unserer Tochter Triflex zum Einsatz. Vor Kurzem haben wir Bestandsproben von einem unabhängigen Labor überprüfen lassen. Uns wurde die Nutzungsdauer von 40 Jahren, auf die wir in der Entwicklung hingearbeitet haben, in einem Praxisbeispiel bestätigt. Oder nehmen sie die rot markierten Radflächen Mindener Straßen. Um das Mikroklima zu verbessern, fordern viele Kommunen beim Neubau von Gebäuden Dachbegrünungen. Hier bietet Triflex langlebige Lösungen an, damit Wasser nicht in die Mauern einsickert und die Gebäudesubstanz schädigt.

Nachhaltigkeit entsteht also eher durch ausgereifte Produkte und weniger betriebsintern?

Das ist halb richtig. Durch unsere Produkte werden unmittelbar Ressourcen geschont. Unsere Herausforderung ist es, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die die Nachhaltigkeitsanforderungen unserer Kunden beantworten. Die internen Fortschritte – zum Beispiel bei der Energieeinsparung -, zählen dann obendrauf.

Das Unternehmen ist international tätig. Warum engagieren Sie sich auf lokaler Ebene beim Klimastammtisch des Kreis Minden-Lübbecke?

Das ist selbstverständlich, weil die unter dem Oberbegriff „Green Deal“ von der EU auferlegten Regeln und Gesetze alle Unternehmen betreffen. Der Klimastammtisch ist eine hervorragende Möglichkeit, sich zu vernetzen und womöglich von anderen Branchen oder sogar dem Wettbewerb zu lernen. Genauso gerne geben wir Wissen und Erfahrungen weiter.

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Ein Blick auf die historische Produktionsstätte von Follmann Chemie – der Anfang einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Foo: Follmann Chemie