Minden-Lübbecke . Das Handwerk ist ein Wirtschaftszweig mit wachsender Bedeutung. Im Kreis Minden-Lübbecke beschäftigen 3.300 Handwerksunternehmen rund 32.000 Mitarbeitende und 1.630 Auszubildende. Sie garantieren die wohnortnahe Grundversorgung der Bevölkerung.

Die Lebensmittelhandwerke bieten regional hergestellte Produkte an. Zulieferbetriebe stellen weiterverarbeitenden Unternehmen Maschinen, Werkzeuge und Teile zur Verfügung, damit die Endproduktion erfolgen kann. Dabei legt das Handwerk auch die Grundlagen für automatisierte Herstellungsverfahren.

Die Bauhandwerke sowie Betriebe in den Bereichen Elektro- oder Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sorgen für zeitgemäß betriebene Gebäude und schaffen die notwendige Infrastruktur für die energetische Neuaufstellung unseres Landes. Die Klimawende kann nur mit bestens ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerkern gestaltet werden. Bereits heute sind mehr als 11.000 Handwerksbetriebe mit 118.000 Beschäftigten in 30 Gewerken im OWL-Handwerk als Umweltdienstleister aktiv. Auf den Kreis Minden-Lübbecke entfallen davon gut 1.650 Unternehmen mit 16.000 Mitarbeitenden.

Das Handwerk verzeichnet in den vergangenen Jahren einen starken Imagegewinn

Der Wirtschaftszweig Handwerk hat in den letzten Jahren stark an Ansehen gewonnen. Laut einer Forsa-Umfrage gaben vor 15 Jahren zwei Drittel der Befragten an, das Handwerk gar nicht wahrgenommen zu haben. Gerade einmal sechs Handwerksberufe waren einem Drittel der Bevölkerung bekannt. Heute nehmen 74 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger das Handwerk als eigenständigen Wirtschaftszweig wahr. Neben dem Engagement der Handwerksorganisationen, hier im Mühlenkreis der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft Wittekindsland mit ihren Innungen, hat auch die bundesweite Imagekampagne einen entscheidenden Beitrag zu diesem erfreulichen Ergebnis geleistet. Das spiegelt sich auch in den Ausbildungszahlen wider.

Ausbildung im Handwerk wird wieder beliebter

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge entwickelt sich auch im Kreis Minden-Lübbecke erfreulich. Im letzten Jahr haben 600 Personen ihre handwerkliche Ausbildung im Mühlenkreis gestartet, das war ein Plus von 3,3 Prozent. Auch in diesem Jahr haben 592 Personen ihre handwerkliche Ausbildung im Mühlenkreis begonnen, sodass die starke Ausbildungsleistung des Vorjahres nahtlos fortgesetzt wird.

Standort der Handwerkskammer in Bielefeld. Hier werden auch Fachkräfte aus- und weitergebildet. Foto: pr/Handwerkskammer OWL

Die ostwestfälisch-lippische Handwerksfamilie, die Handwerkskammer und die vier Kreishandwerkerschaften, engagieren sich für die regionalen Handwerksbetriebe, damit diese ausreichend Auszubildende und Fachkräfte für die anstehenden Aufgaben gewinnen können. Die Stiftung Zukunft Handwerk Ostwestfalen-Lippe hat in diesem Jahr vier Handwerksunternehmen mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet, die durch geeignete und innovative Maßnahmen dem hohen Fachkräftebedarf im Handwerk begegnen.

Handwerksbetriebe gehen neue Wege bei der Gewinnung von Fachkräften

Im Mühlenkreis hat die Firma „W. Brase GmbH & Co. KG“ aus Petershagen den Preis in der Kategorie „Fachkräftegewinnung“ erhalten. Das Unternehmen ist neue Wege bei der Ansprache von Fachpersonal gegangen und motiviert unter anderem durch eine moderne und positive Darstellung auf der Webseite Nachwuchs- und Fachkräfte zur Mitarbeit im Unternehmen. Die Handwerkskammer bietet interessierten Handwerksunternehmerinnen und -unternehmern darüber hinaus Beratung bei der Gestaltung der Suche nach Mitarbeitenden bis hin zur Weiterbildung des Personals an. Auch bei der beruflichen Integration von Geflüchteten sowie der Gewinnung und passgenauen Vermittlung von Auszubildenden halten die Handwerksorganisationen zahlreiche Angebote bereit.

„Abiturienten haben erkannt, dass das Handwerk gute Aufstiegschancen bietet.“ Dr. Jens Prager

Die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung ist anerkanntes bildungspolitisches Ziel in Deutschland. Im Mühlenkreis haben sich im letzten Jahr 19 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten für einen Handwerksberuf entschieden. Sie haben erkannt, dass sich im Handwerk gute Aufstiegschancen bieten, beispielsweise als Fachkraft in gehobener Position oder als Unternehmerin oder Unternehmer nach dem Erwerb des Meistertitels. Das Handwerk bietet berufliche Karriereperspektiven für Absolventinnen und Absolventen aller Schulformen.

Klima-Akademie der Handwerkskammer stößt auf große Resonanz

Nach der Ausbildung gibt es passende Weiterbildungsmaßnahmen für Interessierte in allen Branchen. Auf großen Zuspruch stößt beispielsweise die Klima-Akademie der Handwerkskammer, die Wissensvermittlung im Bereich energetischer Transformation und Klimatechnik anbietet. Da die Halbwertszeit von Wissen in einer Zeit der gesellschaftlichen und technischen Transformation stark verkürzt ist, sind Handwerksunternehmen auf ein gutes Weiterbildungsangebot für ihre Mitarbeitenden angewiesen.

Die Handwerkskammer möchte daher mit den Kreishandwerkerschaften sechs Bildungsleuchttürme in Ostwestfalen-Lippe etablieren, um auf diese Weise die Attraktivität der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung nachhaltig zu stärken und durch die „Konzentration in der Fläche“ Entwicklungs- und Bleibeperspektiven für junge Menschen in ihrer Heimat zu schaffen. Alle bestehenden Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote werden kontinuierlich angepasst und die technische Ausstattung regelmäßig erneuert. Denn nur mit qualitativ hochwertigen Bildungszentren können auch zukünftig junge Menschen auf dem neuesten Stand der Technik befähigt werden, die großen Herausforderungen unseres Landes zu meistern.