Bielefeld . In Zeiten der globalen Klimakrise und wachsender Umweltanforderungen ist die ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft unabdingbar. Das Handwerk steht dabei als unverzichtbarer Akteur in vorderster Reihe – es sorgt tagtäglich dafür, dass innovative Umwelttechnologien nicht nur entwickelt, sondern auch umgesetzt werden.

Allein in Ostwestfalen-Lippe sind mehr als 11.000 Handwerksbetriebe mit rund 118.000 Beschäftigten tagtäglich als Umweltdienstleister aktiv und gestalten eine klimagerechte Zukunft. Das zeigt: Für das Handwerk ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern gemeinsame Verantwortung.

Ob beim Bau von energieeffizienten Gebäuden, der Installation von Solaranlagen oder der Umsetzung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten – Handwerkerinnen und Handwerker sind diejenigen, die Projekte ganz konkret und vor Ort realisieren. Doch damit das Handwerk in der Region weiterhin ein Motor des Wandels bleibt, braucht es die passenden Rahmenbedingungen. Fachkräfte, Bürokratieabbau und Investitionsanreize als Erfolgsfaktoren.

Kürzlich wurde in Brakel der neue „BildungsCampus Handwerk“ eingeweiht. Die modernste Gebäudetechnik dient nicht nur der Energieversorgung, sondern auch als Unterrichtsmaterial zum Anfassen für die Auszubildenden. Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg

Laut der aktuellen Konjunkturbefragung der Handwerkskammer OWL bremst der Fachkräftemangel viele Betriebe in ihrem Einsatz für die nachhaltige Transformation. Rund 75 Prozent der befragten Betriebe gaben an, dringend qualifizierte Fachkräfte zu benötigen, um ihre Auftragslage bewältigen zu können. Es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften, die die notwendigen Kompetenzen besitzen, um innovative Technologien wie die Installation von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder nachhaltigen Heizsystemen umzusetzen.

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Hier sind Politik und Wirtschaft gefordert, gemeinsam Lösungen zu finden. Die Handwerkskammer fordert eine gezielte finanzielle Förderung der beruflichen Bildungszentren, eine intensivere Berufsorientierung an allen weiterführenden Schulformen, einen konsequenten Abbau bürokratischer Hürden und eine verbesserte Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt. Ansonsten droht der Nachwuchs- und Fachkräftemangel nicht nur zur Wachstums-, sondern auch zur Klimaschutzbremse zu werden.

Investitionsklima auch in OWL auf dem Tiefpunkt

Besonders gravierend ist auch das aktuelle Investitionsklima, das einen Tiefpunkt erreicht hat. Immer mehr Betriebe verschieben geplante Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Prozesse – vor allem aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und ausbleibender staatlicher Unterstützung.

Die Unternehmen wollen in die Zukunft investieren, doch die anhaltende Bürokratie und fehlende finanzielle Anreize bremsen sie aus. Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Prozesse sind für viele Handwerksbetriebe zu einem finanziellen Wagnis geworden. Staatliche Förderungen und Investitionsanreize sind daher essenziell, um den Betrieben den Übergang zu nachhaltigen Geschäftsmodellen zu erleichtern. Diese Maßnahmen sollten nicht nur einmalige Hilfen, sondern langfristige Instrumente zur Förderung des Klimaschutzes sein.

„Neben gesetzlichen Änderungen braucht es einen Mentalitätswechsel.“ Dr. Jens Prager

Nicht zuletzt darf auch die Bürokratie den Weg der Transformation nicht erschweren. Handwerksbetriebe in OWL, die bereits heute vorbildliche Umweltdienstleistungen anbieten, sehen sich häufig mit langen Genehmigungsverfahren und komplizierten Auflagen konfrontiert. Daher setzt sich die Handwerkskammer gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern in Ostwestfalen-Lippe für eine Modellregion für Bürokratieabbau ein.

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Das Ziel dieser Initiative ist es, die Summe an Regulierungen zu senken, die Handhabbarkeit zu verbessern und auf regionale Kooperation statt kleinteilige Kontrolle zu setzen. Neben gesetzlichen Änderungen braucht es einen Mentalitätswechsel, der wieder mehr Vertrauen in Unternehmen setzt und ihnen Handlungsspielräume ermöglicht.

Starkes Handwerk in OWL für eine nachhaltige Zukunft

Fest steht: Ohne das Handwerk kann die ökologische Transformation nicht gelingen. Die Handwerksbetriebe in OWL leisten bereits heute einen bedeutenden Beitrag zu einer klimafreundlichen Zukunft. Damit das so bleibt, müssen Fachkräftemangel, Bürokratieabbau und gezielte Investitionen in grüne Technologien in den Mittelpunkt der politischen Agenda rücken. Nur dann kann das Handwerk sein volles Potenzial als „Green Champion“ entfalten – für die Region, das Klima und zukünftige Generationen.