Kreis Lippe . „Die Entscheidung des Kreises Lippe gegen den Ausbau der Windenergie auf der Gauseköte ist aus Sicht der Wirtschaft ein deutlicher Rückschritt“, so Matthias Carl, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe).

Gerade in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation brauche die Region Investitionen in eine nachhaltige Energieerzeugung – und das schnell, so Carl weiter. Ein positiver Genehmigungsbescheid des Kreises Lippe wäre ein gutes Signal für eine verlässliche und kostengünstige Energieerzeugung in Lippe gewesen.

„Wir brauchen dringend einen klaren, einfachen und verlässlichen rechtlichen Rahmen für Genehmigungsverfahren.“ Matthias Carl

„Die Ablehnung der Bezirksregierung im Genehmigungsverfahren und die darauf basierende Entscheidung des Kreises Lippe mag formal begründbar sein. Sie ist aber inhaltlich nur schwer nachvollziehbar“, meint Carl. Dass hier wieder die Gerichte entscheiden müssen, stärke nicht gerade das Vertrauen in Verwaltungsprozesse, bedauert die IHK. Das Verfahren sei nur ein Beispiel dafür, dass wir in Deutschland umdenken müssen: Weg von der Verhinderung hin zur Ermöglichung. „Dafür brauchen wir dringend einen klaren, einfachen und verlässlichen rechtlichen Rahmen für Genehmigungsverfahren“, fordert Carl.

Matthias Carl ist Geschäftsführer bei der IHK Lippe zu Detmold im Bereich Unternehmensförderung, Nachhaltigkeit und Innovation. Er fordert: Weg von der Verhinderung, hin zur Ermöglichung. Foto: Nico Düllmann

Der künftige Regionalplan Ostwestfalen-Lippe sehe für Lippe wenige Potenzialflächen vor, beklagt Carl. Durch eigene Positivplanung könnten die Kommunen zwar ergänzend weitere Windenergieflächen ausweisen. Das sei aber in Lippe nur sehr eingeschränkt möglich, da der Regionalplan auf Waldflächen und „Bereichen zum Schutz der Natur“ ausschließe. Um die Potenziale einer klimaneutralen Energieerzeugung so weit wie möglich auszuschöpfen, fordert die IHK die Kommunen in Lippe auf, von der Möglichkeit der Positivplanung aktiv Gebrauch zu machen.

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Ursprünglich sollten auf der Gauseköte 15 Windkraftanalgen entstehen: 13 durch den Landesverband Lippe und zwei von Westfalenwind. Das Unternehmen kündigte nach der Ablehnung rechtliche Schritte gegen die Ablehnung durch den Kreis Lippe an. Das Projekt des Landesverbands Lippe befindet sich laut Lippischer Landeszeitung noch in der Prüfung, weil die Anträge vor Inkrafttreten einer neuen NRW-Verordnung gestellt worden sind. Die neue Verordnung untersagt Kreisen, über geplante Windkraftanlagen außerhalb von ausgewiesenen Windenergiegebieten zu entscheiden.

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In Europa wurden zwar 2024 nach einer Statistik des europäischen Windenergieverbandes Anlagen mit einer Leistung von 16,4 Gigawatt gebaut, schwerpunktmäßig als Onshore-Anlagen (auf dem Land). Sie machten 13,9 Gigawatt aus. Europaweit lag Deutschland mit Anlagen mit einer Leistung von 4 Gigawatt an der Spitze.

NRW in Deutschland Spitze beim Ausbau der Windenergie

In Deutschland führt NRW die Statistik an. Hier entstanden 2024 Anlagen mit einer Leistung von 0,75 Gigawatt. Insgesamt waren es 154 Anlagen. Dahinter liegen Niedersachsen (127, 0,673 Gigawatt) und Schleswig-Holstein (113, 0,574 Gigawatt).