Minden . In den späten 1990er Jahren begann ein Wandel in der Wellpappenindustrie: Der Vielfarbdruck wurde immer wichtiger, was zu einem Bedarf an feineren Wellpappensorten führte. Besonders die E- und F-Welle, die durch ihre glatte Oberfläche ideal für den Druck geeignet sind, rückten in den Fokus. Diese Entwicklung stellte jedoch auch neue Herausforderungen an die Intralogistik.

Traditionell wurden Wellpappenstapel auf Rollenbahnen oder Scharnierbandkettenförderern transportiert. Diese Methoden hatten jedoch erhebliche Nachteile: Die Rollenbahnen führten zu einem starken Versatz im unteren Bereich der Stapel, bekannt als „Elefantenfuß“, und die Stahlkettenförderer verursachten Probleme beim Transport längerer Kartonagen. Zudem waren sie ineffizient und laut. Zum Teil wurden Grenzwerte für industrielle Arbeitsplätze erreicht oder gar überschritten.

Die E-Welle und F-Welle sind spezielle Arten von Wellpappe. Sie werden oft für bunte und ansprechende Verpackungen sowie Verkaufsdisplays genutzt. Die E-Welle wird für vielseitige Verpackungen verwendet, während die F-Welle eher für Kartonverpackungen gedacht ist. Foto: MINDA

MINDA, ein Unternehmen, das sich auf innovative Logistiklösungen spezialisiert hat, erkannte das Potenzial von Kunststoffketten, die bereits in anderen Industrien eingesetzt wurden. 1999 löste sich MINDA von allen Vorgaben der damals bekannten Hersteller von Kunststoffketten, die für das Führen der Kette und das Antriebskonzept gemacht wurden. Stattdessen entwickelte der Anlagenbauer aus Minden einen völlig neuen Förderer, der auf Kunststoffketten basierte. Diese Lösung bot eine schonendere, effizientere und somit wirtschaftlichere Transportmöglichkeit für Wellpappenstapel. Insbesondere für die empfindlichen E- und F-Wellen.

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Ein niederländischer Kunde war bereit, diesen neuen Ansatz zu testen und rüstete einen gesamten Bereich mit Kunststoffkettenförderern aus. Die Vorteile waren überzeugend: Schonender Transport, die Möglichkeit, höhere und schmalere Stapel zu bewegen, und eine Reduzierung der Verschiebungen bei Feinwellen. Für dieses Pilotprojekt wurden weitere erforderliche Komponenten für dieses neuartige System, das auf der Führung auf einer Kunststoffkette beruhte, entwickelt. Es kamen Transferwagen, Shuttle, Drehscheiben und später auch Winkelübergaben hinzu.

Kunsttoffkette von MINDA ermöglicht ein durchgängiges System

So wurde das Projekt um die Jahrtausendwende erfolgreich abgeschlossen. Von der Idee der Führung mittels einer Kunststoffkette sowie der Entwicklungen der dazugehörigen Komponenten entstand dieses durchgängige System vom Austransport aus der Wellpappenanlage bis zur Anbindung an die Weiterverarbeitungsmaschinen. Neu war auch die ebenfalls von MINDA entwickelte Steuerungstechnik. Vom Pilotprojekt in den Niederlanden an entwickelten sich die Installationen zu einem großen Erfolg. In den folgenden Jahren wurde die Technologie kontinuierlich verbessert, und MINDA führte neue Module und Techniken ein, um die Effizienz weiter zu steigern.

Technik von MINDA verbindet aktuelle Anforderungen an Transporttechnik und Normenerfüllung

Zu den weiteren Optimierungen zählten die Überarbeitung der Kettenmodule (gemeinsam mit einem Hersteller) und die Überarbeitung der Kettenradtechnik. Heute, 25 Jahre später, gilt MINDA als Pionier in der Wellpappenindustrie. Die Kunststoffkettenförderer haben nicht nur die Intralogistik revolutioniert, sondern auch die Produktionsprozesse vieler Unternehmen optimiert. Die neueste Innovation, das s-drive-System, kombiniert modernste Konstruktionstechnologien mit den bewährten Vorteilen der Kunststoffketten. Es vereint aufgrund des Know-how von MINDA, aktuelle Anforderungen an die Transporttechnik und das Erfüllen von Normen.

Vorförderer ADVECTOR mit Teleskop, ausgestattet mit Kunststoffkette. Foto: MINDA

MINDA hat es sogar geschafft, diese Technologie auf andere Maschinenkomponenten zu übertragen. Ein Beispiel ist der Prefeeder Advector, der mit einer durchgängigen, gummierten Kette ausgestattet ist, um den Transportprozess weiter zu optimieren. Auch der Nutzentrenner Fractor, der nach dem Stanzen Kartonbögen voneinander trennt und abstapelt, profitiert von dieser Innovation.

Ein weiteres Highlight sind die neuen Winkelübergaben und Drehtische, die dank integrierter Kugeln Drehbewegungen und Eckumsetzungen schnell und sicher ausführen können. Diese Technologie verbessert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Ergonomie für die Bediener.

Zusammengefasst hat MINDA mit der Einführung der Kunststoffkettenförderer eine Revolution in der Wellpappenindustrie ausgelöst. Diese Innovation hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie Wellpappen innerhalb des Produktionsprozesses transportiert werden, sondern auch die Effizienz und Qualität der Produktion erheblich gesteigert. Die Erfolgsgeschichte von MINDA zeigt, wie wichtig es ist, traditionelle Ansätze zu hinterfragen und neue Wege zu gehen, um den Herausforderungen der modernen Industrie gerecht zu werden.

Infobox: Das ist die Minda-Gruppe

  • Der Name Minda kommt nicht von ungefähr, schließlich trägt der gleichnamige Industrieanlagenbauer aus Minden den Namen seines Stammsitzes gleich in seinem Namen und drückt damit seine Heimatverbundenheit aus. Etwa um das Jahr 800 wurde Minden unter der lateinischen Bezeichnung „Minda“ erstmalig in den fränkischen Reichannalen, als Karl der Große das Bistum Minden gründete, urkundlich erwähnt.
  • Neben dem Stammsitz in Minden gehören noch die Standorte im schaumburgischen Stadthagen, Tangermünde und in Granite Falls (USA, North Carolina) zur Unternehmensgruppe.
  • Geschäftsführender Gesellschafter ist Robert Falch, der die Führung des Unternehmens von Gründer Eberhard Falch Anfang 2024 übernahm. Robert Falch ist außerdem Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Minden-Lübbecke.

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