Lübbecke . An der Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen beteiligten sich im Kreis Minden-Lübbecke 310 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit insgesamt rund 17.500 Beschäftigten. Die Resultate stellten IHK-Vizepräsident Christoph Barre (Lübbecke, IHK-Vollversammlungsmitglied), Jan Christoph Weitkamp (Stemwede), und der Mindener IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting in Lübbecke vor.

„Die erhoffte Erholung ist weiterhin ausgeblieben,“ so Barre. In den Umfrageergebnissen deutlich spürbar sind der anhaltende und zunehmende Druck weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen , die geringe Hoffnung auf eine schnelle Besserung und die entsprechenden Reaktionen der Unternehmen. Offenbar richten sich viele Unternehmen verstärkt darauf aus, mit den Herausforderungen wie vor allem steigende Arbeitskosten, mangelnde Inlandsnachfrage, hohe Energie- und Rohstoffpreise und schwierige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zurecht zu kommen, aber auch die Erträge wieder zu steigern. Eine deutlich erkennbare, über einzelne Teilbranchen hinaus bestehende Hoffnung auf eine zeitnahe Besserung der konjunkturellen Aussichten sei aus den Umfrageergebnissen nicht abzulesen. Barre: „Das ist nicht gut. Die Unternehmen brauchen Zukunftshoffnung für ihre weitere Entwicklung.“

Die Grafik veranschaulicht: Die Stimmung im Industrie-, Handel- und Dienstleistungssektor war seit 1998 nur in der Corona-Rezession 2020/21 und während der Immobilienkrise schlechter. Grafik: IHK OWL, Zweigstelle Minden

Klima in der Wirtschaft in Minden-Lübbecke fast so schlecht wie während der Immobilienkrise vor 16 Jahren

Das Konjunkturklima in Minden-Lübbecke mit 83 Punkten ist aktuell nur geringfügig besser als der Tiefstand in der damaligen Immobilien- und Finanzkrise 2008/2009. Die 100er-Linie steht für eine ausgeglichene Stimmung, bei der sich Optimisten und Pessimisten die Waage halten.

In der Industrie erwarten in den kommenden zwölf Monaten 66 Prozent der Unternehmen fallende, 16 Prozent gleichbleibende und nur 18 Prozent steigende Erträge. Barre: „Das gibt auch wenig Hoffnung für eine zeitnahe durchgreifende Verbesserung in Handel und Dienstleistung, die wesentlich von der konjunkturellen Lage der Industrie abhängen.“

„Auch die Ertragsaussichten in diesen beiden Sektoren sind nicht gut,“ erklärt Weitkamp. 47 Prozent der Handelsunternehmen gehen von fallenden, sieben Prozent von steigenden und 46 Prozent von gleichbleibenden Erträgen aus. Bei den Dienstleistern sehe es etwas besser aus: Dort prognostizieren 33 Prozent zukünftig fallende Erträge, 16 Prozent steigende und 51 Prozent gleichbleibende Erträge.

Im Kreis Minden-Lübbecke drücken wie in den weiteren Regionen von Ostwestfalen schwierige Rahmebedingungen auf die Hoffnungen der Unternehmen. Grafik: IHK OWL/, Zweigstelle Minden

Wahrscheinlich weniger Beschäftigte in der Industrie

Hinsichtlich der Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten sei in Minden-Lübbecke aufgrund der Umfrageergebnisse insbesondere in der Industrie eine insgesamt rückläufige Arbeitskräftenachfrage zu erwarten. Das deutete sich bereits in der Frühjahrsumfrage 2024 an und habe sich jetzt verstärkt. In einzelnen Teilbranchen könne sich das anders darstellen. Für bestimmte Qualifikationen werde auch weiterhin ein spürbarer Bedarf bestehen und der Fachkräftemangel ein Problem bleiben. Die amtliche Statistik weist für Minden-Lübbecke von Januar bis Juli 29.857 Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe aus. Der Wert blieb damit im Vorjahresvergleich stabil (2023: 29.860).

Mehr zur Wirtschaft im Kreis Minden-Lübbecke

Die Wirtschaftsregion Minden-Lübbecke zeichnet sich durch eine vielfältige Struktur aus. Besonders bekannt ist der sogenannte Mühlenkreis für ihre starken mittelständischen Unternehmen und global agierenden Konzerne.

Ein herausragendes Unternehmen ist die WAGO Kontakttechnik , ein führender Anbieter von elektrischer Verbindungs- und Automatisierungstechnik, der weltweit Anerkennung genießt. Ebenfalls bedeutend ist Melitta , bekannt für Kaffeeprodukte und Haushaltsartikel, das seinen Ursprung in Minden hat und international tätig ist.

Die Region profitiert zudem von einem starken Maschinenbau – und Logistiksektor. Zahlreiche kleinere und mittelständische Unternehmen tragen zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Die gute Verkehrsanbindung , insbesondere durch den Mittellandkanal und die Nähe zu Autobahnen, fördert den Handel und die Logistik.

Insgesamt bietet Minden-Lübbecke eine dynamische Wirtschaftslandschaft, die von Innovation und Tradition geprägt ist. Weitere bekannte Unternehmen – und zum Teil auch Weltmarktführer – sind Denios , Follmann Chemie , Minda und Fricke Abfülltechnik sowie die Bernstein AG .