Detmold. Viele Städte sind heute durch das moderne Erbe des 20. Jahrhunderts geprägt. Das jedoch stellt eine Herausforderung dar für die Lebensqualität und die Umsetzung von Lebensstilen, die weniger vom Auto abhängig sind. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt kann zur Verbesserung der städtischen Lebensqualität beitragen, was sich positiv auf die Erfahrung und Funktionalität historischer Stadtlandschaften auswirken kann.

Daran forscht Aylin Erol. Sie promoviert am Institut für Designstrategien (IDS) der TH OWL in Detmold im Rahmen des Promotionskollegs NRW. In ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit dem Ansatz der 15-Minuten-Stadt und wie dieser ganzheitlich und effizient umgesetzt werden kann. Als Beispiele dienen Fallstudien aus dem Ruhrgebiet in Deutschland und Istanbul in der Türkei.

Weniger Autos, mehr Lebensqualität

Kurz gesagt, geht es bei dem Konzept der 15-Minuten-Stadt darum, Städte durch die Dezentralisierung von Dienstleistungen wieder lokaler zu machen. Bedeutet: Eine gute Infrastruktur mit einer Fülle an verschiedenen Angeboten soll nicht allein den Innenstädten vorbehalten, sondern auch in jedem einzelnen Stadtviertel vorhanden sein.

Bewohner eines Stadtviertels sollen innerhalb von 15 Minuten alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Lebens zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können. Dezentralität ist damit der Kernpunkt des Konzepts. Anstatt eine auf den Mittelpunkt konzentrierte, auf Autoverkehr ausgerichtete Stadt zu haben, sollen Einrichtungen wie Supermärkte, Schulen oder Arztpraxen in verschiedenen Stadtteilen in der Nähe von Wohngebieten verteilt sein.

Die Erreichbarkeit innerhalb von 15 Minuten ist vor allem auf Fuß- und Radwege gemünzt, um den Autoverkehr zu reduzieren und die Stadt für Fußgänger und Radfahrer attraktiver zu machen. Das führt idealerweise zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Stadt mit mehr Platz für Parks und Grünflächen und damit zu mehr Lebensqualität der Bewohner.

Konzept soll für historisch gewachsene Städte anwendbar sein

Aylin Erols Dissertation zielt darauf ab, den Ansatz der 15-Minuten-Stadt auf moderne Stadtviertel innerhalb historischer Stadtlandschaften anzuwenden und stellt dabei vor allem die Frage, wie das Konzept der 15-Minuten-Stadt ganzheitlich und effizient umgesetzt werden kann. Der Fokus liegt auf zwei Fallstudien mit unterschiedlichen Urbanisierungsmustern: dem Ruhrgebiet in Deutschland und Istanbul in der Türkei.

Die Auswahl dieser Fallbeispiele ist bewusst gewählt, da sie einen Vergleich ermöglichen, wie die Einflussfaktoren in unterschiedlichen räumlichen, sozialen und kulturellen Kontexten miteinander in Beziehung stehen. Der methodische Rahmen umfasst die Erhebung und Analyse räumlicher, wahrnehmungsbezogener und verhaltensbezogener Daten in den ausgewählten Untersuchungsgebieten.

Die Promotion wird von Professorin Dr. Uta Pottgiesser und Professorin Dr. Susanne Kost vom Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung sowie von Professorin Dr. Anke Fissabre von der FH Aachen im Promotionsprogramm Gebaute Umwelt und Kulturerbe der Abteilung Bau und Kultur am PK NRW betreut.

Globale Ziele im Blick

Diese Dissertation leistet einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), indem sie fußgängerfreundliche, klimaresiliente Stadtviertel fördert. Insbesondere steht sie im Einklang mit dem SDG-Ziel 11.4, das sich auf den Erhalt des kulturellen und natürlichen Erbes konzentriert.

Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie das Konzept der 15-Minuten-Stadt in moderne Schichten historischer Stadtlandschaften integriert werden kann, um die Lebensqualität zu verbessern und gleichzeitig die bestehenden Werte zu bewahren.