Lippe. Die Idee hinter MONOCAB ist so simpel wie genial: Stillgelegte Bahnstrecken werden durch kompakte, autonome Einschienenfahrzeuge reaktiviert. Diese batterie-elektrisch betriebenen Fahrzeuge können auf einer einzigen Schiene in beide Richtungen fahren – dank ausgeklügelter Kreiselstabilisation. Sie bieten Platz für bis zu sechs Personen, sind barrierefrei und erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern. „Nutzen, was da ist“ lautet der Leitgedanke – und genau das macht MONOCAB zu einer Vorzeigelösung für nachhaltige Mobilität.

Vision zum Anfassen: Ein Modell im Maßstab 1:1

Dank einer Förderung von 30.000 Euro durch die Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe wird die technische Vision des MONOCAB greifbar gemacht. Mit diesen Mitteln entsteht demnächst ein transportables Modell im Maßstab 1:1. Dieses sogenannte „White Model“ dient nicht nur als Hingucker auf Messen und Veranstaltungen, sondern bietet auch eine Plattform für interaktive Anwendungen. Mithilfe von Projektionen, Mixed-Reality-Technologien und Animationen wird die Idee hinter MONOCAB anschaulich und erlebbar. Ziel ist es, nicht nur ein breites Publikum für die Zukunft der Mobilität zu begeistern, sondern auch junge Menschen für technische Berufe zu gewinnen.

Das geplante Modell des MONOCABS im Maßstab 1:1 wird als Projektionsfläche für Videos, Animationen oder „Projection Mapping“ dienen. Auch so genannte Mixed-Reality-Anwendungen, die reale und virtuelle Darstellungen miteinander verknüpfen, sind damit als dreidimensionale Projektionsfläche möglich. Foto: TH OWL

„Dieses Projekt unterstreicht die Innovationskraft unserer Region und die Bedeutung wissenschaftlicher Fortschritte für die Mobilität der Zukunft“, betont Dr. Axel Lehmann, Landrat und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe. Das Modell macht die Vision von MONOCAB über die Region hinaus bekannt und fördert die Akzeptanz für nachhaltige Verkehrslösungen.

Förderung durch Bund und Land

Die Innovationskraft von MONOCAB bleibt nicht unbemerkt: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) unterstützt das Projekt mit sieben Millionen Euro. Ziel ist es, den technologischen Reifegrad der autonomen Fahrzeuge in den nächsten zwei Jahren weiterzuentwickeln. Professor Dr. Thomas Schulte, Gesamtprojektleiter und Leiter des Instituts für Energieforschung (iFE) der TH OWL, sieht in dieser Förderung eine Bestätigung für die bisherigen Erfolge: „Wir konnten bereits die grundsätzliche Realisierbarkeit des Konzepts nachweisen. Jetzt können wir die nächste Generation von Versuchsfahrzeugen mit erweiterten Funktionen umsetzen.“

Das Forschungsprojekt MONOCAB ist ein Verbund der Technischen Hochschule OWL, der Hochschule Bielefeld und des Fraunhofer IOSB-INA. Die Prototypen Hermann und Thusnelda zeigen auf Testfahrten, welches Potenzial in der Idee eines Individuellen Personennachverkehrs (IPNV) steckt. Foto: TH OWL

Innerhalb von zwei Jahren sollen drei neue, automatisierte Fahrzeuge entstehen, die in einem erweiterten Testbetrieb erprobt werden. Parallel dazu werden Schlüsselkomponenten der Infrastruktur sowie ein Betriebs- und Wirtschaftlichkeitskonzept entwickelt. Diese Arbeiten sind das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der TH OWL, dem Fraunhofer-Institut IOSB-INA in Lemgo, der Hochschule Bielefeld und weiteren Partnern aus Industrie und Verwaltung.

Technologie, die begeistert – lokal und international

MONOCAB stößt nicht nur in Deutschland auf Interesse: Auf der Smart City Expo World Congress im November präsentierte sich MONOCAB in Barcelona einem internationalen Fachpublikum. Dabei standen nicht nur technische Innovationen im Mittelpunkt, sondern auch gesellschaftliche und ökologische Aspekte. MONOCAB zeigt, wie bestehende Infrastrukturen effizient genutzt und gleichzeitig klimafreundliche Lösungen für die Mobilität der Zukunft geschaffen werden können.

MdB Kerstin Vieregge (v.l.), MdB Frank Schäffler, TH-OWL-Präsident Professor Jürgen Krahl, Staatssekretär Stefan Schnorr, MdB Jürgen Berghahn, TH-OWL-Vizepräsident Professor Stefan Witte sowie Gesamtprojektleiter Professor Thomas Schulte bei der Übergabe eines Förderbescheides in Berlin. Foto: BMDV

Im Herbst besuchte eine Delegation aus Japan die TH OWL, um das Konzept kennenzulernen. Insbesondere die Möglichkeit, ungenutzte Bahnstrecken wiederzubeleben, könnte für ländliche Regionen wie Hokkaido eine Lösung sein, um Mobilitätsprobleme zu bewältigen. Der Austausch unterstreicht die internationale Strahlkraft des Projekts und die globale Relevanz nachhaltiger Verkehrskonzepte.

Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft

Die Idee zum MONOCAB stammt aus dem Ehrenamt und wurde 2018 mit dem Deutschen Mobilitätspreis Open Innovation ausgezeichnet.

Das Projekt ist ein Paradebeispiel für die Bedeutung interdisziplinärer Forschung und regionaler Zusammenarbeit. Unter der Konsortialführung der TH OWL arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen an der Umsetzung.

Rund 300 Gäste besuchten Ende September die Montagehalle des MONOCAB-Projekts im BegaPark, um die Fortschritte der kreiselstabilisierten Einschienenbahn live zu erleben. Darunter befand sich auch eine Schulklasse, die großes Interesse an den technischen Details zeigte. Foto: TH OWL

Das Fraunhofer-Institut bringt Kompetenzen in intelligenter Automation, 5G-Kommunikation und Smart City-Technologien ein, während die Hochschule Bielefeld mit ihrem Institut für Systemdynamik und Mechatronik (ISyM) das Konzept der vernetzten Mobilität vorantreibt.

Durch diese enge Zusammenarbeit wird nicht nur technisches Know-how gebündelt, sondern auch der Transfer von Wissen und Innovationen gefördert. Die TH OWL zeigt damit, wie Hochschulen nicht nur Bildungsstätten, sondern auch Impulsgeber für gesellschaftliche Veränderungen sein können.

Fazit: Eine Zuversichtsmaschine für den ländlichen Raum

MONOCAB ist mehr als nur ein technisches Projekt – es ist eine Vision für eine nachhaltige Mobilität, die Menschen verbindet, Regionen stärkt und Ressourcen schont. Durch die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie und Verwaltung wird gezeigt, wie innovative Ideen realisiert und in die Praxis umgesetzt werden können.

Mit der Unterstützung regionaler Partnerinnen und Partner wie der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe, nationaler Förderungen und internationalem Interesse entwickelt sich MONOCAB zu einer echten Erfolgsgeschichte. Es beweist, dass nachhaltige Mobilität nicht nur eine Vision, sondern eine greifbare Realität sein kann – „made in Lippe“. Davon profitieren auch potenzielle Studierende, die aktiv an der Mobilität von morgen mitwirken und sich in einem inspirierenden Umfeld bewegen möchten.

Die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe ist – nicht nur für die Wirtschaft – ein wichtiger Standortfaktor. Sie leistet einen entscheidenden Beitrag zur praxisorientierten akademischen Ausbildung von Fach- und Führungskräften sowie zur Innovationskraft der Unternehmen.

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