OWL . Nordrhein-Westfalen ist weiterhin der zentrale Standort der deutschen Möbelindustrie. Im vergangenen Jahr wurden hier unverändert knapp 40 Prozent des branchenweiten Möbelindustrieumsatzes (bezogen auf Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) erzielt, wie statistische Auswertungen der Möbelverbände zeigen.

Ein Drittel aller in der Branche Beschäftigten arbeitet in Nordrhein-Westfalen. Allerdings hatten die 288 ansässigen Betriebe – wie die Branche insgesamt – mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Infolge der Konsumzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher sank der Umsatz um 7 Prozent auf knapp 7,3 Milliarden Euro.

Möbelindustrie in OWL besonders stark ausgeprägt

Besonders stark ist die Möbelindustrie in der Region Ostwestfalen-Lippe vertreten. Der Schwerpunkt liegt hier in der Produktion von Küchenmöbeln. Die 28 ansässigen Küchenmöbelhersteller mit ihren rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzen im vergangenen Jahr rund 3,6 Milliarden Euro (minus 6,4 Prozent) um. Damit wurden abermals fast zwei Drittel des deutschen Umsatzes des Branchenzweigs Küche in Ostwestfalen-Lippe erwirtschaftet.

„Diese Daten zeigen die große Bedeutung der Möbel- und insbesondere der Küchenmöbelindustrie als strukturbestimmende Wirtschaftssegmente für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe.“ Jan Kurth, VDM-Geschäftsführer

„Diese Daten zeigen die große Bedeutung der Möbel- und insbesondere der Küchenmöbelindustrie als strukturbestimmende Wirtschaftssegmente für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe“, stellt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, fest. Die Politik sei gefragt, für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen, indem der versprochene Bürokratieabbau vorangetrieben und der Wohnungsbau belebt werde.

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Das Exportgeschäft der deutschen Möbelbranche hat sich im ersten Quartal dieses Jahres stabilisiert. Die Möbelausfuhren erreichten laut der vorläufigen Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamts mit rund 2 Milliarden Euro nahezu das Vorjahresniveau (minus 0,5 Prozent), nachdem im Gesamtjahr 2024 noch ein Rückgang von 5,5 Prozent verzeichnet worden war.

Deutlicher Zuwachs beim Export nach Italien und Spanien

Die Entwicklung auf den wichtigsten Auslandsmärkten verlief unterdessen im Auftaktquartal uneinheitlich. Die deutschen Möbellieferungen auf den Hauptabsatzmarkt Frankreich sanken um 2,2 Prozent auf 317 Millionen Euro. Auch die Ausfuhren nach Österreich (minus 0,3 Prozent), in die Niederlande (minus 2,2 Prozent), in das Vereinigte Königreich (minus 7,4 Prozent) und nach Belgien (minus 2,1 Prozent) gaben nach. Erfreulich entwickelten sich dagegen die Exporte in die Schweiz (plus 2,9 Prozent), die zweitwichtigste Absatzregion. Deutliche Zuwächse gelangen auch in Italien (plus 8,9 Prozent) sowie in Spanien (plus 11,6 Prozent), dem derzeit am schnellsten wachsenden Wohnungsmarkt in Europa. Die Möbelexporte in die Vereinigten Staaten wuchsen ebenfalls kräftig um 9,6 Prozent. „Beim Anstieg der Möbelausfuhren auf den amerikanischen Markt haben möglicherweise Vorzieheffekte infolge der drohenden US-Zölle eine Rolle gespielt“, sagt Kurth.

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Einfluss hatte die amerikanische Handelspolitik nach Einschätzung von Kurth auch auf die Entwicklung der Möbelimporte nach Deutschland, die um 17 Prozent auf rund 3 Milliarden Euro anzogen. So sei der starke Anstieg der Importe aus China (plus 37 Prozent) und Vietnam (plus 23,5 Prozent) vermutlich teils auf Umlenkungseffekte infolge der US-Zollpolitik zurückzuführen. China rückte damit wieder auf Platz eins der Lieferländer vor Polen. „In einem ohnehin schon anspruchsvollen Marktumfeld in Deutschland erhöhen die zusätzlichen Mengen aus Asien den Druck auf unsere Hersteller noch weiter”, so Kurth.

Betriebe, Beschäftigte und Umsätze der deutschen Küchenmöbelindustrie 2024 für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe Quelle: IHK Bielefeld und Detmold, Statistisches Bundesamt, Landesamt für Datenerhebung und Statistik Nordrhein-Westfalen, VHK Herford
Betriebe, Beschäftigte und Umsätze der deutschen Küchenmöbelindustrie 2024 für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe Quelle: IHK Bielefeld und Detmold, Statistisches Bundesamt, Landesamt für Datenerhebung und Statistik Nordrhein-Westfalen, VHK Herford

Küchenindustrie zeigt sich im Vergleich stabil

Die deutsche Möbelindustrie hat im ersten Quartal dieses Jahres laut amtlicher Statistik einen Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro erzielt, ein Rückgang von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Inland setzten die heimischen Möbelproduzenten mit 2,6 Milliarden Euro rund 5 Prozent weniger um. Der Auslandsumsatz lag mit knapp 1,3 Milliarden Euro um rund 3 Prozent unter dem Vergleichszeitraum. Die Exportquote betrug unverändert rund 33 Prozent. Die Küchenmöbelindustrie zeigte im Auftaktquartal mit einem vergleichsweise geringen Umsatzminus von 1,8 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro erste Stabilisierungstendenzen, was sich auch aus dem leicht positiven Auftragseingang im bisherigen Jahresverlauf ablesen lässt. Im Monat März zog der Umsatz der gesamten deutschen Möbelindustrie leicht um 0,6 Prozent an.

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„Unsere Branche hat im ersten Quartal weiterhin die große Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher infolge der politischen Krisen und der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu spüren bekommen, die offenbar nur in kleinen Schritten überwunden wird“, stellt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), fest. „Die Menschen in Deutschland legen ihr Geld derzeit lieber auf die hohe Kante, als es in Konsumgüter zu investieren.”

Betriebe, Beschäftigte und Umsätze der deutschen Möbelindustrie 2024 für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe Quelle: IHK Bielefeld und Detmold, Statistisches Bundesamt, Landesamt für Datenerhebung und Statistik Nordrhein-Westfalen, VHK Herford
Betriebe, Beschäftigte und Umsätze der deutschen Möbelindustrie 2024 für Nordrhein-Westfalen und Ostwestfalen-Lippe Quelle: IHK Bielefeld und Detmold, Statistisches Bundesamt, Landesamt für Datenerhebung und Statistik Nordrhein-Westfalen, VHK Herford

Starke Einbußen im Matratzen-Geschäft

Im Auftaktquartal kam es im Segment der sonstigen Möbel (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) und Möbelteile zu einem Rückgang von 3,8 Prozent. Die Büro- und Ladenmöbelhersteller verzeichneten ein Umsatzminus von 6,3 Prozent. Die Polstermöbelhersteller setzten 9,8 Prozent weniger um als im Vorjahresquartal. Im Segment Matratzen gab eine Einbuße in Höhe von 18,3 Prozent. Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Möbelbetriebe (mit 50 und mehr Beschäftigten) um 3,5 Prozent auf 401; die Zahl der Beschäftigten sank um 4 Prozent auf 69.159.

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„Da Deutschland nun wieder eine handlungsfähige Regierung besitzt, der US-Handelskonflikt vorübergehend entschärft ist und sich die Inflation abgeschwächt hat, setzen wir auf eine weitere Verbesserung der Verbraucherstimmung in den kommenden Monaten und eine Belebung der Möbelnachfrage im Herbst”, sagt Kurth. Mit Blick auf das Regierungsprogramm dringt die Branche auf eine zügige Realisierung der im Koalitionsvertrag verabredeten Maßnahmen zur Belebung des Wohnungsbaus, zum Bürokratieabbau und den Steuererleichterungen für Wirtschaft und Verbraucher. „Der neuen Bauministerin Verena Hubertz wünschen wir viel Erfolg und Durchsetzungsvermögen, um sehr schnell für mehr Wohnraum zu sorgen. Dabei brauchen wir neben einer Beschleunigung der Genehmigungsverfahren allerdings auch eine Bündelung und Intensivierung der Fördermaßnahmen”, so Kurth.