Bad Salzuflen. Moderne Sattelzugmaschinen sind für den Logistikverkehr unverzichtbar. Ihr Antrieb sind Dieselmotoren, deren Klang den Lkw den Kosenamen „Brummi“ bescherte. Doch aus den Brummis könnten in Zukunft „Summis“ werden. Denn auch in der Transportbranche hat die E-Mobilität Einzug gehalten. Es fahren immer mehr Lkw in Deutschland mit summenden Elektromotoren. Sechs davon sind in unterschiedlichen Vertragsverhältnissen für die Salzufler Spedition Bobe unterwegs.

E-Lkw sind für Bobe alltagstauglich

Im Juni diesen Jahres begann bei der Firma ein Feldversuch, mit dem man die ersten Batterie-Brummis operativ testen wollte. Und die ersten Erfahrungen zeigen: Es geht, wie Mirco Fink, Prokurist und zuständig für die technische Umsetzung des Projekts, betont. „Für uns sind die Lkw alltagstauglich“, bilanziert er. In der Anfangszeit galt es bei Bobe, herauszufinden, was die Fahrzeuge überhaupt leisten können, die Ladepunkte auf den jeweiligen Routen auszukundschaften und vor allem die Fahrer für die Reichweiten der Lkw zu sensibilisieren. Die liegen etwa zwischen 320 und 370 Kilometern. Die Reichweite und die damit zusammenhängenden Lademöglichkeiten gehören zu den Problemfeldern, die derzeit noch für Elektro-Lkw bestehen. Denn Lademöglichkeiten für die „Großen“ sind noch rar gesät, sodass man gut planen muss. Aber auch hier hat man bei Bobe eine Lösung gefunden. „Wir haben mit mehreren Anbietern gute Verträge gemacht, sodass wir zurechtkommen“, erklärt Fink.

„Grundsätzlich lassen sich mit einem guten Stromkonzept mit entsprechenden wirtschaftlichen Stromtarifen die Ladekosten auf dem gleichen Level wie Ausgaben für Diesel halten.“ Mirco Fink, Prkurist bei Bobe

Da wo sonst der Diesel im Tank hin- und herschwappt, befindet sich bei den Akku-Brummis der Anschluss zum Laden der Batterien.

Strom vs. Diesel: Was ist billiger?

Die Erprobungsphase sei mittlerweile abgeschlossen. Die E-Lkw seien zudem bei Stromanbietern begehrt, denn die E-Brummis sind „hungrig“: 420 bis 550 kWh beträgt die Ladekapazität der Akkus je nach Modell – und das lohnt sich finanziell für die Anbieter. „Beispielsweise sind an einem der von unseren Fahrzeugen genutzten Ladepunkte im Oktober insgesamt 6100 kWh geladen worden. Das ist in kurzer Zeit eine hohe Strommenge“, rechnet Mirco Fink vor. Man werde regelrecht von Stromanbietern umworben, die sagen, wo Ladepunkte lägen. „Grundsätzlich lassen sich mit einem guten Stromkonzept mit entsprechenden wirtschaftlichen Stromtarifen die Ladekosten auf dem gleichen Level wie Ausgaben für Diesel halten, dazu kommt bei E-Lkw sogar noch die Mautersparnis“, führt der Prokurist weiter aus.

 

420 bis 550 kWh beträgt die Ladekapazität der Akkus. Damit sind Reichweiten von 320 bis 370 Kilometern möglich. Die Firma Bobe nutzt die Elektro-Lkw, um Güter zum Containerhafen in Minden zu transportieren.

Per Akku zum Transporthafen

Um noch unabhängiger zu sein, will Bobe seine eigenen Kapazitäten stärken. Die bisherige provisorische Möglichkeit mit zwei Ladepunkten soll erweitert werden, schließlich müssten die Lkw immer voll geladen vom Werkshof rollen. „Jede Spedition arbeitet anders. Wir haben bei Bobe ein Transportkonzept, in das die Elektro-Lkw gut passen“, erklärt er ausführlicher. Denn das Logistikunternehmen setzt seit 20 Jahren beim Containertransport vom Hafen Minden zu den deutschen Seehäfen vor allem auf Schiff und Bahn. Mit den E-Lkw wird nun auch der Weg von und nach Minden emissionsärmer. „Das spielt für Kunden eine wichtige Rolle, denn so können sie insgesamt ihre CO2-Bilanz verbessern. Das ist unsere Motivation.“ Daher arbeite man auch am Ausbau der E-Fahrzeugflotte, trotz der hohen Anschaffungskosten, die rund das Doppelte eines Diesel-Lkw betragen.