Minden-Lübbecke „Die Extreme nehmen zu und die Klimabedingungen ändern sich ständig, das wissen die heimischen Bauernfamilien schon lange. Wir alle – in allen Teilen der Gesellschaft – müssen mehr denn je für den Klimaschutz tun“, so Rainer Meyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke. „Uns ist der Klimaschutz ein außerordentlich wichtiges Anliegen, denn wir arbeiten in und mit der Natur und spüren die Auswirkung direkt wie in diesem Regen-Sommer.“

Schon heute produzieren Landwirte erneuerbare Energie, schwächen auf Acker, Grünland und im Wald die Folgen des Klimawandels ab, fördern die Biodiversität und stärken regionale Kreisläufe. So binden laut „Bodenzustandserhebung Landwirtschaft“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft landwirtschaftliche Böden in Deutschland insgesamt 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Form von Humus, davon 1,3 Milliarden Tonnen in Äckern. Humus ist damit einer der wichtigsten natürlichen CO₂-Speicher.

„In der Landwirtschaft haben wir es mit wertvollen Ressourcen für Mensch und Tier zu tun.“ Rainer Meyer

Boden, Wasser, Klima, Futter … „In der Landwirtschaft haben wir es mit wertvollen Ressourcen für Mensch und Tier zu tun“, schildert der Vorsitzende. Sie seien nur ein kleiner Teil der Ressourcen, die für die Erzeugung unserer Lebensmittel genutzt würden. All das sei jedoch nicht endlich. „Für uns Bauern ist es daher eine wichtige Aufgabe, diese möglichst effizient einzusetzen“, sagt Meyer. So wie es sinnvoll ist, die Tiere mit den Pflanzenbestandteilen zu füttern, die für die menschliche Ernährung nicht verwertet werden können.

Eine Kuh macht das Gras für menschlichen Verzehr nutzbar

Die Kuh als Wiederkäuer kann Gras für den Menschen nutzbar machen. Sie veredelt Gras zu Milch, einem hochwertigen Lebensmittel, „beliebt bei uns in ihren vielfältigen Varianten.“ Meyer: „Die Kuh ist eine der wenigen Tierarten, die das kann, Gras für uns Menschen nutzbar zu machen.“ Zudem werden für die Weidehaltung Flächen verwendet, die für eine andere Kultivierung nicht geeignet sind.

Nutztiere ermöglichen der Landwirtschaft das Arbeiten in einer Kreislaufwirtschaft

„Nur in der Kombination mit der Tierhaltung können alle Ressourcen sinnvoll genutzt werden“, ist der Vorsitzende überzeugt. Tiere seien ein wichtiger und wertvoller Bestandteil unserer Landwirtschaft. Dank ihnen sei das Arbeiten in Kreisläufen möglich, erklärt Meyer.

Kühe machen Gras für den Menschen nutzbar: Sie veredeln Gras zu Milch, einem hochwertigen Lebensmittel, „beliebt bei uns in vielfältigen Varianten“, erzählt Junglandwirt Michel Risse. „Die Kuh ist eine der wenigen Tierarten, die das kann.“ Foto: pr

Die Tierhaltung ist eng mit der rein pflanzlichen Ernährung verknüpft. Denn was passiert mit den anfallenden Nebenprodukten wie von Hafermilch und Co.? Bei der Herstellung von einem Kilogramm veganer Lebensmittel, wie beispielsweise Hafer- oder Sojamilch, fallen etwa vier Kilogramm Nebenprodukte an. „Hier handelt es sich unter anderem um die sogenannte Haferpülpe als Nebenprodukt der Hafermilch oder die Sojapülpe als Nebenerzeugnis von Sojamilch. Diese können wir Menschen nicht weiterverwerten“, erklärt Meyer. Die Pülpe ist jedoch eine hochwertige Komponente im Futter unserer Kühe und Schweine, wo sie verwendet wird.

„Wir brauchen mehr Wertschätzung aller Lebensmittel“, betont der Vorsitzende und verdeutlicht: Wer nachhaltig leben möchte, verschwende keine Lebensmittel – egal ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs.

Bauernfamilien denken in Generationen. Ihnen ist der Klimaschutz ein außerordentlich wichtiges Anliegen. „Keine Berufsgruppe ist so direkt und existenziell vom Klimawandel betroffen wie wir Landwirte und Landwirtinnen“, sagt Luisa Hagemeyer. „Wir selbst haben das größte Interesse daran, dass die Erderwärmung gestoppt wird.“ Gleichzeitig bietet sich auf Acker- und Grünland sowie in den Wäldern ein großes Potenzial als Kohlendioxidsenke. Foto: pr

Von hier für die die Region: Nähe von Erzeuger und Verbraucher ist ebenfalls nachhaltig

Der Vorsitzende führt zudem an: „Unsere Erzeugnisse haben keine langen Transportwege, auch unsere Wirtschaftsweise ist vielfach klimaschonender als in vielen Ländern dieser Welt.“ Darum stellt er die Frage: „Wollen wir eine starke heimische Landwirtschaft? Und wollen wir Produkte, die nach den hierzulande geltenden Standards erzeugt sind? Dann müssen wir uns auch an der Ladentheke dafür entscheiden.“ Zudem müsse man den Bauernfamilien die Luft zum Atmen lassen und sie nicht mit immer mehr Gesetzen, Auflagen und Bürokratie belasten, in einem immer höheren Tempo, die mit viel Geld und Investitionen verbunden seien. „Das halten die Landwirte und ihre Familien wirtschaftlich nicht durch“, erläutert Meyer und unterstreicht: Für ein gutes Klima sei es daher unerlässlich, „dass wir hier eine heimische Landwirtschaft haben, die uns mit regionalen, hochwertigen Lebensmitteln von vor Ort versorgt.“