Kreis Lippe . Klimaschutz durch kurze Wege, sichere Arbeitsplätze vor Ort und Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten – das sind nur drei gute Gründe, warum sich regionale Vermarktung lohnt. Auch in OWL und auch speziell in Lippe sind regionale Produkte gefragt. Nicht nur bei den Verbrauchern, sondern vor allem auch bei Erzeugern und dem Handel, die die stärkere Vermarktung der Produkte in der Region nachfragen. Das hatte 2021 eine vom Kreis Lippe und der Stadt Bielefeld in Auftrag gegebene Markt- und Potenzial-Studie ergeben. Über 130 Betriebe aus den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, Groß- und Einzelhandel, Handwerk sowie Gastronomie und Hotelgewerbe hatten sich daran beteiligt.

Regionale Wertschöpfungskette stärken

Hierfür, so ein wesentliches Ergebnis der Umfrage, braucht es eine Schnittstelle zwischen den Erzeugern und den Vertreibern der regionalen Produkte, um diese in der Region einfacher, gezielter und besser vermarkten zu können. Denn ein langfristiges Ziel ist, die Wertschöpfungskette im Kreis Lippe zu stärken. Darum kümmert sich Dorothea Streich. Seit Oktober ist die Bad Salzuflerin als Projektkoordinatorin für regionale Vermarktung beim Kreis Lippe tätig.

„Schon die Studie hatte viele Bedürfnisse aufgezeigt. Hier setze ich an und schaue, wie wir diesen gemeinsam gerecht werden können, welche Strukturen es braucht und was sich vielleicht auch reaktivieren lässt.“ Dorothea Streich

Als „Kümmerin“ möchte Dorothea Streich die verschiedenen Akteure zusammenbringen, Angebote bündeln und einen (über)regionalen Informations- und Erfahrungsaustausch ermöglichen. Ihr Auftakt sei schon sehr vielversprechend gelaufen, sagt Streich. Bei verschiedenen Veranstaltungen oder bei Gesprächen mit dem Bauernverband und der Landwirtschaftskammer habe es einen guten und produktiven Austausch gegeben. „Schon die Studie hatte viele Bedürfnisse aufgezeigt. Hier setze ich an und schaue, wie wir diesen gemeinsam gerecht werden können, welche Strukturen es braucht und was sich vielleicht auch reaktivieren lässt“, erklärt Streich.

Bündeln von Ideen, Initiativen, Akteuren und Strukturen

Denn sie fängt keineswegs bei null an. Schon jetzt verkaufen viele Landwirte bereits ihre Produkte und Erzeugnisse in Hofläden, über SB-Automaten oder in Regio-Regalen der hiesigen Supermärkte. Und es gibt verschiedene regionale Initiativen wie „ Lippequalität “, „Lippe kauft regional“ und „Natürlich aus Lippe”, die teils seit vielen Jahren aktiv sind. Auch hier ist Dorothea Streich bereits in einem engen und fruchtbaren Austausch. All diese Initiativen, Akteure, Strukturen und Ideen gilt es zu bündeln, Netzwerke zu schaffen und zu stärken – denn letztlich ziehen alle an einem Strang und langfristig geht es darum, die Wertschöpfung in und für Lippe zu stärken.

Das setze Verständnis und ein entsprechendes Bewusstsein voraus – auch bei den Verbrauchern, die ebenfalls noch mehr für regionale Produkte begeistert werden sollen. Dazu sind verschiedenen Projekte und Aktionen geplant.

Lippische Akteure sollen in einer Wanderausstellung Produktions- und Vertriebsprozesse anschaulich darstellen

Im Herbst – passenderweise in der Erntedank-Zeit – soll die Open-Air-Wanderausstellung „Vom Korn zum Brot” in Lippe zu sehen sein. Auf großformatigen Bildern werden Produktions- und Vertriebsprozesse anschaulich dargestellt. Vom Getreide auf den lippischen Feldern, über die Ernte und dem Mahlen des Korns bis zur Weiterverarbeitung des Mehls in Bäckereien – bis zum fertigen Brot, das sich die Verbraucher schmecken lassen. „Jeder Schritt wird dargestellt“, sagt Dorothea Streich. Dafür braucht es natürlich lippische Akteure, die mitmachen. Zwei Bäckereien haben bereits ihr Interesse signalisiert, weitere sind willkommen – natürlich auch Landwirte oder Mühlenbetreiber.

Gemeinschaftsprojekt von VHS und Gastronomen aus Lippe zum nachhaltigen Kochen

Ebenso spannend verspricht ein Projekt zu werden, das im nächsten Jahr laufen soll. Dann geht es um nachhaltiges Kochen mit regionalen Zutaten und Produkten. In Kooperation mit lippischen Gastronomen und einer Volkshochschule werden dann z.B. auch Kochkurse angeboten. „Wir wollen unsere Bürgerinnen und Bürger damit noch stärker sensibilisieren“, erklärt Streich. Denn aus regionaler Sicht seien nun mal nicht alle Lebensmittel immer verfügbar. Und regional einkaufen heißt eben auch: saisonal einkaufen. Auch die Lebensmittelverschwendung und was man dagegen tun kann sowie die ressourcenschonende Verarbeitung von Produkten werden thematisiert.

Landwirte und Wissenschaft kommen an der TH OWL in Lemgo zusammen

Zum Ende der diesjährigen Erntesaison geht unter dem Titel „T-Raumdate“ zudem ein Projekt an den Start, bei dem es um den Austausch von Landwirten mit Wissenschaftlern und Lebensmitteltechnologen der TH OWL geht. Ein Transferbüro soll dabei auch Studieninhalte in die Praxis bringen. Von Testflächen für neue Pflanzenarten oder klimaresistente Sorten, über Fragen, wie man die Fleischqualität verbessern kann, oder auf welche Weise Lebensmittel weiterentwickelt oder anders genutzt werden könnten. Zum Beispiel das Superfood Grünkohl, das als Pulver zur gesunden Zutat in Smoothies, Fruchtsäften, im Müsli oder in Dressings wird.