Minden/Berlin . Die Krisen der zurückliegenden Jahre führten dazu, dass Verbraucher mehr auf das Geld achten und das Thema Nachhaltigkeit bei der Wahl des zu kaufenden Produkts ein wenig aus dem Fokus geraten ist, sagt Dennis Meier.

Herr Meier, warum gründeten Sie OSTMOST mit?

Die Inspiration zur Gründung entstand durch die Initiative meines Freundes Bernd Schock, der sich dem Schutz der bedrohten Streuobstwiesen in Brandenburg widmete. Diese Biotope sind wahre Schätze, da sie über 6.000 Tier- und Pflanzenarten beherbergen und die Biodiversität unserer Kulturlandschaft erhalten. Monokulturen und Bebauung verdrängten in manchen Regionen oft zwischen 70 und 80 Prozent der Streuobstwiesen. Uns wurde bewusst, dass ihr Erhalt nicht nur Wertschätzung, sondern vor allem Wertschöpfung benötigt.

Welche Vision verfolgen Sie und was unterscheidet Sie von anderen Herstellern?

Wir möchten einen Systemwechsel in der Bewirtschaftung und Vermarktung von Streuobstwiesen initiieren, der zum Wohle aller beteiligten Akteure – auch Flora und Fauna –, handelt. Daher zahlen wir unseren Obstbauern bis zum vierfachen des marktüblichen Preises. So machen wir diese Form des Obstbaus wirtschaftlich attraktiv. Viele wissen nicht, dass Äpfel fast nur noch aus Plantagen stammen, auf denen nur ein Meter hohe Sträucher, die unter sehr hohem Pestizideinsatz auf Effizienz getrimmt sind, wachsen. Andere Hersteller versuchen, das Obst so günstig wie möglich einzukaufen.

Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit und Regionalität?

Das sind die Grundpfeiler unseres Unternehmens. Wir verwenden ausschließlich Öko-zertifiziertes Streuobst, das auf alten, regionaltypischen Obstbäumen, die seit Jahrzehnten auf den Streuobstwiesen stehen, wachsen. Die Äpfel werden von Hand geerntet und naturbelassen verarbeitet, ohne Zusatz von Konzentraten oder Zucker. Streuobstwiesen sind lebendige Biotope, die aufgrund ihrer natürlichen Resilienz keine Pestizide oder Herbizide benötigen.

Wie laufen Auswahl und Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten ab?

Wir besuchen die Streuobstwiesen regelmäßig, um uns persönlich von der Qualität des Obstes und den nachhaltigen Anbaumethoden zu überzeugen. Einer unserer Partner ist beispielsweise die Rhöner Apfelinitiative, ein Zusammenschluss von über 200 Kleinbauern. Weitere Partner sind der Verein Äpfel und Konsorten, der sich für die Erhaltung der Streuobstwiesen einsetzt, sowie Szene-Gastronomen und Lebensmittelhändler wie die Edeka und Denns, die unsere Mission unterstützen.

OSTMOST verwendet ausschließlich Öko-zertifiziertes Streuobst, das auf alten, regionaltypischen Obstbäumen, die seit Jahrzehnten auf den Streuobstwiesen stehen, wachsen. Foto: OSTMOST

Vor welchen Herausforderungen steht OSTMOST?

Besonders als hochpreisiges Produkt in einem vom Preiskampf und Verdrängungswettbewerb bestimmten Markt, ist es herausfordernd, sich gegen die Konkurrenz der großen, nationalen Konzerne und den vielen kleinen Marken zu behaupten. Die größte Herausforderung aber ist, die Menschen von der Bedeutung der Streuobstwiesen und unserem Aufpreismodell zu überzeugen. Es bedarf guter Argumente, um die Entscheider in Gastronomie und Handel zu überzeugen. Gerade in einer Zeit, in der die vielfältigen Krisen an der Kaufkraft und der Zuversicht der Menschen rütteln. Der Blick wird wieder deutlich mehr auf den eigenen Geldbeutel gerichtet und nachhaltige Themen sind aus dem Fokus gerückt.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung vor zehn Jahren entwickelt?

Von der Idee 2014, alte Apfelsorten in Getränken zu verarbeiten, bis zur Etablierung der Marke als Symbol für ‚Landwertschaft‘ haben wir ein starkes Netzwerk aufgebaut. Ein Highlight war die Gründung des Vereins Äpfel und Konsorten, der uns dabei unterstützt, weitere Flächen zu sichern und neue Wiesen anzulegen. Wir konnten die Marke in der ostdeutschen Gastronomie und national im Biofachhandel etablieren. Unsere Bewegung lebt dabei vor allem vom partnerschaftlichen und emotionalen Miteinander.

„Daher zahlen wir unseren Obstbauern bis zum Vierfachen des marktüblichen Preises.“ Dennis Meier

Dennis Meier aus Minden und OSTMOST haben über die Jahre ein sehr großes Netzwerk zum Erhalt und zur Reaktivierung alter Streuostwiesen aufgebaut. Foto: OSTMOST

Wie reagieren Kunden auf Ihre Produkte und was bedeutet Ihnen dieses Feedback?

Das Feedback unserer Kunden ist sehr positiv und ermutigend. Sie schätzen den besonders intensiven und tiefen Geschmack unserer Direktsäfte, Schorlen und Cider und die Tatsache, dass sie mit jedem Schluck zum Erhalt des Biotops Obstwiese beitragen. Das motiviert uns, unsere Vision weiter zu verfolgen.

Wie sehen die langfristigen Ziele mit OSTMOST aus?

Unser langfristiges Ziel ist es, deutschlandweit als eine führende Getränkemarke für den Erhalt von Streuobstwiesen zu etablieren. Wir wollen mit Spaß und Leichtigkeit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ich als Konsument mit jeder Kaufentscheidung eine Stimme und damit Einfluss habe über die Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel erzeugen.

Infobox: Schluck für Schluck nachhaltig – darum ist OSTMOST ein Green Champion

Infobox: Das ist Dennis Meier

  • Dennis Meier studierte in Hannover Wirtschaftswissenschaften und gründete während der Unizeit mit einem Partner eine Event- und Promotionagentur.
  • Nach einem radikalen Wertewandel arbeitete er als selbstständiger Medien- und Grafikdesigner, als Angestellter in der Erwachsenenbildung, beriet als Coach Start-Ups.
  • Schließlich gründete er 2014 mit einem Freund OSTMOST.