Minden-Lübbecke . Das Große Torfmoor und die Bastauwiesen zwischen Minden, Hille und Lübbecke sind das größte zusammenhängende Moorgebiet in Nordrhein-Westfalen. Beide besitzen eine herausragende ökologische Bedeutung. Um diese wieder zu stärken, stieß das Umweltamt des Kreis Minden-Lübbecke einen aus Regionale-Mitteln geförderten Moderationsprozess zwischen allen involvierten Interessengruppen, insbesondere der Landwirtschaft und dem Naturschutz, an.

Ziel des Projekts „Modellregion Bastauniederung“ ist es, für das rund 2.300 Hektar umfassende Gebiet eine Entwicklung in Gang zu setzen, die Klima- und Naturschutz, landwirtschaftliche Nutzung und soweit möglich, die Funktion als Naherholungsgebiet miteinander vereint. Initiiert werden soll eine bundesweit beispielhafte Gebietsentwicklung.

Ein „Weiter so“ würde eine Klimakatastrophe auslösen

Warum diese Entwicklung so wichtig ist, verdeutlicht eine alarmierende Zahl. Bliebe alles so wie es ist, würden in den kommenden Jahren rund fünf Millionen Tonnen im Moor gespeichertes CO2 in die Atmosphäre entweichen. Das entspricht ungefähr dem CO2-Ausstoß von 1,3 Millionen Flügen von München nach New York.

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Moore sind seit jeher ein bedeutender CO2-Speicher. Sind sie intakt, bremsen sie lokal die Erderwärmung. Außerdem wirken Moorpflanzen wie ein riesiger CO2-Staubsauger, geben das Treibhausgas in den Boden ab. Dort speichern Moore nach einem Bericht der Universität Greifswald etwa fünfmal mehr Kohlenstoff als Wälder und sogar 500-mal mehr als die Ozeane.

Kohlenstoffspeicherung und Pflanzenwachstum stimulieren sich gegenseitig

In Niedermooren wie dem heimischen Moor halten Pflanzen zudem mit ihren austreibenden Wurzeln abgestorbene Pflanzenreste fest. Daraus werden Nährstoffe freigesetzt, die wiederum das Pflanzenwachstum positiv beeinflussen. So sammeln sich die kohlenstoffreichen Pflanzenreste im nassen Boden und bilden eine dicke Erdschicht. Das vermeidet schließlich CO2-Emissionen. Für viele Vogelarten sind Moore darüber hinaus ein wichtiger Rückzugsort.

Aus dem Dialog heraus entsteht ein Leitbild über die Ziele

In der Bastauniederung kollidierten in den vergangenen Jahren die landwirtschaftliche Nutzung und die Funktion als Gebiet für Natur- und Vogelschutz. Deshalb ist der Dialog der Interessengruppen so eminent wichtig. Am Ende des fairen Kommunikationsprozesses, in dem die Interessen der Gruppen – soweit möglich, mit berücksichtigt wurden-, ergab sich das Leitbild zur Umsetzung der Ziele für die Modellregion Bastauniederung.

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Oberste Priorität besitzen der Erhalt und das Wachstum des Moores durch Wiedervernässung. Dazu beitragen soll die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das trägt dann nicht nur zum Natur- und Klimaschutz bei, sondern eröffnet Landwirten auch neue Wertschöpfungsperspektiven.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass manche Bereiche des Gebietes nicht mehr als Naherholungsgebiet dienen können. Alle Maßnahmen sind außerdem nötig, um die eng gefassten Ziele der Europäischen Union bei Vogelschutz, Biodiversität und Wasserschutz umsetzen zu können.