OWL . Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld hat die Ergebnisse ihrer Frühjahrs-Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld vorgestellt. Trotz gesamtwirtschaftlicher Herausforderungen und struktureller Schwächen zeigen sich die Betriebe widerstandsfähig.

Eine weiterhin schwache Inlandsnachfrage und eine zögerliche Investitionsbereitschaft verhindern jedoch eine Verbesserung der Lage. Insgesamt bewerten 42 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 41 Prozent sind zufrieden, und 17 Prozent melden eine schlechte Lage.

„Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt – das spüren auch unsere Handwerksbetriebe“, betonte Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld. Das Handwerk stehe bereit, um Wohnungsbau , Wärmewende und Verkehrsinfrastruktur voranzutreiben. „Was jedoch fehlt, sind verlässliche Rahmenbedingungen und eine Verwaltung, die mit dem Tempo der Transformation Schritt hält“, erklärte Dresrüsse.

Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, forderte gezielte Reformen und eine mittelstandsfreundliche Umsetzung des Sondervermögens. „Damit das Sondervermögen nicht zum teuren Investitionsbluff wird, braucht es einen entschlossenen Abbau von Bürokratie, eine spürbare Verwaltungsvereinfachung und -beschleunigung sowie eine deutliche Entlastung bei Steuern und Abgaben. Nur so führt die angekündigte Investitionsoffensive auf Bundesebene zu echtem wirtschaftlichem Aufschwung“, so Prager.

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Trotz der anhaltenden Baukrise verzeichnet das Bauhauptgewerbe in Ostwestfalen-Lippe eine Verbesserung der Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex ist in dieser Branche von 109 Punkten im Frühjahr 2024 auf 121 Punkte im Frühjahr 2025 gestiegen. „Die Erwartungen sind stark von dem avisierten Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität geprägt, das Investitionsmittel bereitstellen und den Auftragseingang stabilisieren soll“, erklärte Prager.

Auch im Ausbaugewerbe führt eine optimistischere Erwartungshaltung zu einer leichten Verbesserung. Gleichzeitig belasten der schwache Wohnungsbau und eine verhaltene Nachfrage nach energetischen Sanierungen die Branche weiterhin. Im Kfz-Gewerbe und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf stabilisiert sich das Geschäftsklima auf niedrigem Niveau. Während sich das Gesundheitsgewerbe und die Handwerke für den privaten Bedarf erholen, erlebt das Lebensmittelgewerbe einen massiven Einbruch: Der Index ist von 122 Punkten im Frühjahr 2024 auf 88 Punkte gesunken. „Unsere Betriebe berichten von Kaufzurückhaltung bei handwerklichen Lebensmitteln aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Perspektiven“, so Prager. Zudem bleiben hohe Rohstoff- und Energiekosten eine Herausforderung.

Die Auftragsreichweite bleibt im saisonalen Vergleich stabil. 52 Prozent der befragten Betriebe melden eine hohe Auslastung von 80 Prozent oder mehr, während 21 Prozent unter 60 Prozent bleiben. Der Geschäftsklimaindex als konjunktureller Leitindikator liegt bei 115 Punkten und damit leicht über dem Vorjahreswert von 114 Punkten.

Handwerk bleibt starker Ausbilder und Arbeitgeber in OWL

Das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe bietet jungen Menschen weiterhin sehr gute berufliche Perspektiven. Zum Jahreswechsel haben mehr als 3.800 Nachwuchskräfte eine Ausbildung in einem der über 90 handwerklichen Berufe in der Region begonnen – das sind leicht mehr als im Vorjahr (+0,2 Prozent).

Trotz der Herausforderungen der vergangenen Jahre zeigt sich: Das Handwerk bleibt ein stabilisierender Pfeiler der regionalen Wirtschaft. „Gerade in Zeiten multipler Krisen hat das Handwerk bewiesen, wie krisensicher, vielfältig und zukunftsorientiert es ist“, sagte Heiner Dresrüsse , Vizepräsident der Handwerkskammer OWL. Bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld machte er deutlich, dass das Handwerk mehr denn je gebraucht wird: Für die energetische Sanierung von Gebäuden, die Digitalisierung im und am Bau , die Versorgung im ländlichen Raum – und nicht zuletzt für eine alternde Gesellschaft, die auf gut funktionierende Dienstleistungen zum Beispiel der Gesundheitshandwerke angewiesen ist.

Die Arbeit im Handwerk wird immer digitaler. Auch in OWL stellen sich die Handwerksbetriebe zukunftssicher auf und bleiben ein sicherer Arbeitgeber und bieten jungen Menschen mit Ausbildungchancen eine sichere Jobperspektive. Foto: Justlight – stock.adobe.com

Gleichzeitig fehlen vielerorts die Fachkräfte. Laut aktueller Umfrage sind rund 15.400 Stellen im Handwerk in OWL unbesetzt, darunter 11.700 für Fach- und Führungskräfte und 3.700 für Hilfskräfte. Auch auf der Ausbildungsseite gibt es Handlungsbedarf: Derzeit sind noch 4.300 Ausbildungsplätze offen. Besonders groß ist der Bedarf in den Bereichen Bau, Ausbau, gewerblich-technische Handwerke sowie im Lebensmittelhandwerk. „Wir müssen stärker die Potenziale aus dem Inland nutzen – aber auch gezielt Menschen aus dem Ausland für eine Zukunft im Handwerk gewinnen“, betonte Dr. Jens Prager , Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld.

Wichtig sei dafür eine bessere Berufsorientierung an allen weiterführenden Schulen, ausdrücklich auch an Gymnasien, eine stärkere finanzielle Unterstützung der überbetrieblichen Bildungszentren, weniger Bürokratie sowie eine konsequente Integration Zugewanderter in Ausbildung und Beruf.

Wer Interesse an einer Ausbildung im Handwerk hat, findet eine Übersicht freier Ausbildungsplätze in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer oder online unter www.ausbildungschance-owl.de